Tausende von Patenten zum Coronavirus sorgen für Spekulationen um die Herkunft des Erregers. Die Patente sind das Ergebnis der Forschung nach einem Impfstoff.
Coronavirus
Ein Mitarbeiter in einem Labor am Universitätsspital Genf. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tausende von Patenten zum Coronavirus sorgen für Spekulationen rund um den Erreger.
  • Die Patente sind das Ergebnis eines Wettlaufs der Forscher für eine Impfung.
  • Nach der Sars-Epidemie stieg die Zahl der Patente markant an.

Das Coronavirus beherrscht derzeit die Medien. Im Zusammenhang mit dem neuartigen Erreger ist noch vieles unklar. Das lässt auch viel Raum für Spekulationen und gewagte Theorien.

Die Theorie – die sich jetzt auf sozialen Netzwerken verbreitet – will beweisen, dass das Coronavirus patentiert sei. Die allgemeine Schlussfolgerung; Das Virus wurde in einem Labor hergestellt. Jetzt sei er absichtlich auf die Menschen losgelassen worden, um eine Pandemie auszulösen. Mit der angeblich bereits entwickelten Impfung wolle jemand Milliarden scheffeln.

Über 12'000 Patente zum Coronavirus

Patentexpertin Ingrid Müller vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) hat eines der Patente angeschaut. Es betrifft ein europäisches Patent für ein «lebendes, abgeschwächtes Coronavirus» mit möglicher Wirkung für die Schweiz. Diese durch eingeführte Mutationen abgeschwächte Form soll als Impfstoff eingesetzt werden.

Coronavirus
Header eines Coronavirus-Patents. - Google Patents

Die Google-Patentsuche ergibt zum Schlüsselwort «Coronavirus» allerdings über 12'000 Treffer. Bereits im Jahr 1975 wurde beispielsweise in Kanada ein solches Patent eingereicht.

Es gibt viele Vertreter der Coronaviren

Es gibt nicht nur «den Coronavirus» in der jetzigen Form, sondern es gibt verschiedene Vertreter dieser Virenfamilie. Zur gleichen Familie gehören beispielsweise der Sars- oder der Mers-Erreger. Beide haben vor Jahren zu hunderten Toten geführt. Der aktuelle neuartige Erreger erhielt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den vorläufigen Namen 2019-nCoV (2019-neuartiges Coronavirus).

Coronavirus
Eine elektronenmikroskopische Aufnahme eines Coronavirus. Gut zu sehen ist das charakteristische und namensgebende kranzförmige Aussehen (lat. corona, «Kranz, Krone»). - Keystone

In den Jahren nach der Sars-Pandemie zu Beginn des Jahrhunderts nahm die Zahl der Coronavirus-Patente stark zu. Forschende haben damals mit Nachdruck an einer Impfung gearbeitet. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) gibt es jedoch weiterhin weder gegen Sars noch Mers eine Impfung.

Normales Vorgehen bei Impfstoff-Entwicklung

Um einen Impfstoff zu entwickeln, verändern Forschende die Erreger zu einer schwächeren Form. Das sei ein übliches Verfahren, erklärt Patentexpertin Müller. Solche Patente seien in dieser Hinsicht nur das Ergebnis der Forschung nach Impfstoffen.

Um ein Patent zu erhalten, müssten folgende Kriterien erfüllt sein: Das Produkt muss neu und eine Erfindung sein und es muss ein technisches Problem lösen. Ein natürlich vorkommendes Virus ist eine Entdeckung und lasse sich als solche nicht patentieren.

Die Aussage, das Coronavirus sei menschengemacht, weil es ein Patent dazu gibt, sagt Müller; «Ich denke, das ist vor allem Effekthascherei. Diese Aussage ist irreführend und beruht auf der Aktualität des Themas. Es handelt sich um das normale Vorgehen bei der Impfstoff-Entwicklung, das Forschungsergebnis auch per Patent zu schützen. Das patentierte Virus soll keine Krankheit auslösen, im Gegenteil: Es soll den Menschen helfen.»

Wuhan Coronavirus
Zahlreiche Bagger arbeiten im Stadtbezirk Caidian auf einem Baugelände, auf dem ein Spezialkrankenhaus für mit dem Corona-Virus infizierte Patienten gebaut werden soll. - dpa

Es gibt zwar Patente in Bezug auf Coronaviren, diese beziehen sich jedoch nicht auf den neuartigen Erreger «2019-nCoV». Die Suche zu diesem Vertreter der Virenfamilie liefert keine Treffer. Anhand der öffentlich einsehbaren Patente liegen keine Hinweise vor, «2019-nCoV» sei im Labor hergestellt worden. Genauso wenig geht daraus hervor, dass es bereits einen Impfstoff gebe.

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