Laut einer Virologin zirkulierte Omikron schon lange vor seiner Entdeckung. Bislang wurde einfach nicht gezielt nach der neuen Variante des Coronavirus gesucht.
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Omikron weist mehr Mutationen auf als andere Varianten des Coronavirus. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Emma Hodcroft sie Omikron schon vor seiner Entdeckung um die Welt gereist.
  • Erst seit der Entdeckung wird gezielt nach dieser Variante gesucht.
  • Sie warnt auch vor Reisebeschränkungen.

Die Omikron-Variante des Coronavirus ist bereits um die Welt gereist, bevor sie entdeckt worden ist. Das erklärt die Berner Virologin Emma Hodcroft in einem Zeitungsinterview.

«Beim Sequenzieren der Viren sehen wir immer viele Mutationen, aber es ist nicht immer klar, ob sie ein Virus zu einer neuen Variante machen.» Dies sagte Hodcroft im am Freitag veröffentlichten Interview mit den CH-Media-Zeitungen. Erst wenn auf eine Häufung aufmerksam gemacht werde, werde gezielt nach einer Variante gesucht.

Emma Hodcroft Studie
Die britisch-amerikanische Epdiemiologin Emma Hodcroft forscht an der Universität Bern. - Oliver Hochstrasser/CC BY-SA 4.0

Im Fall von Omikron habe ein Virologe in London als erster darauf aufmerksam gemacht, dass B.1.1.529 eine ungewöhnlich hohe Zahl an Mutationen am Spike-Protein habe, berichtete Hodcroft.

Erst danach hätten nationale Forschungsequipen die Suche aufgenommen, und das Team in Südafrika habe eine Häufung gefunden.

«So erklärt sich auch, warum nun nach und nach andere Länder melden, sie hätten Omikron-Nachweise, die teilweise noch früher als jene in Südafrika datieren», sagte Hodcroft. In anderen Ländern habe es aber offenbar bisher keine deutliche Häufung gegeben. Die Fälle zeigten nur, «dass die Mutation schon um die Welt gereist ist, bevor sie entdeckt wurde».

Virologin: Mit Reisebeschränkungen vorsichtig sein

Mit Reisebeschränkungen, wie sie im Zusammenhang mit Omikron verhängt worden sind, lasse sich «etwas Zeit kaufen», sagte die Forscherin. Sei die Mutation ansteckender, werde sie aber sowieso kommen.

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Corona-Proben werden für die Sequenzierung vorbereitet. - Keystone

Hodcroft mahnte, mit Reisebeschränkungen vorsichtig vorzugehen. «Es ist sehr gut vorstellbar, dass Länder sich künftig zurückhalten, wenn sie besorgniserregende Mutationen entdecken, weil sie gesehen haben, wie andere dafür bestraft wurden.» Das gelte besonders für Länder, die stark vom Tourismus abhängig seien, wie Südafrika.

Nach der Entdeckung der neuen Variante von Sars-CoV-2 verhängte die Schweiz Quarantäne-Vorschriften für Personen, die aus Ländern einreisen, in denen die Variante bestätigt worden ist. Zurzeit stehen 23 Länder auf dieser Liste, darunter Südafrika, Portugal, Grossbritannien, Belgien und Australien.

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