Schweizer Forschende entdecken zufällig eine Methode zur Potenzierung der Botox-Wirkung. Ursprünglich suchten sie nach einem Gegengift.
Botox Forschung
Bekannt ist Botox vor allem aus der Schönheitsmedizin. Das Nervengift wird aber auch zur Linderung von Schmerzen eingesetzt. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/DPA-Zentralbild/Z1004/_PEER GRIMM
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Durch Zufall haben Schweizer Forschende eine Möglichkeit zur Verstärkung der Wirkung des Nervengiftes Botox entdeckt. Ziel war eigentlich, eine Art Gegengift zu finden, wie aus einer Mitteilung des Paul Scherrer Instituts (PSI) vom Montag hervorgeht. Die Forscher des PSI haben Proteine entwickelt, die an jenen Teil des Enzyms andocken, der für dessen Wirkung auf die Nerven verantwortlich ist. Die Idee: So werde die Wirkung gehemmt.

Eingetreten ist aber zur Überraschung der Forschenden das Gegenteil: Die giftige Wirkung setzte sogar schneller ein als sonst, wie eine am Montag im Fachjournal «Nature Communications» erschienene Studie zeigt. «Wir dachten zunächst, wir hätten etwas falsch gemacht», wurde Studienerstautorin Oneda Leka in der Mitteilung des PSI zitiert.

Botulinumtoxin A1, kurz Botox, erlangte Bekanntheit durch seinen Einsatz als kosmetisches Hilfsmittel. Botox wird jedoch auch in der therapeutischen Medizin genutzt, wie das PSI betonte. Etwa, um Schmerzen, Spastiken, oder Blasenschwäche zu behandeln. Sogar bei Magenkrebs wird Botox verwendet, um den Nervus Vagus zu blockieren und so das Tumorwachstum zu bremsen.

Im Labor das Gegenteil aufgetreten

Seine Wirkung erlangt Botox dadurch, dass es gewisse Proteine spaltet, die für die Signalübertragung der Nerven wichtig sind. Im Forschungsprojekt stellten die Forscher kleine Proteine, sogenannte DARPin, künstlich her, die ähnlich wie Antikörper funktionieren sollten, und an den Teil des Proteins andocken, der für das Zerschneiden anderer Proteine zuständig ist.

«In vitro – also im Reagenzglas an einzelnen Proben – haben wir auch einen geeigneten DARPin-Kandidaten identifiziert, der Botulinumtoxin in seiner Funktion eindämmt», sagte Studienleiter Richard Kammerer. In Versuchen im Labor, und später in Mäuse-Muskeln, trat aber das Gegenteil ein.

Die Forschenden erklären dies damit, dass die DARPin das Toxin tatsächlich in einer Weise destabilisieren, dass es schneller in das Innere der Nervenzelle transportiert wird. Eine schlechte Nachricht sei dies aber nicht, betonten die Forschenden: Damit könnte Botox zum Beispiel Schmerzen schneller lindern als bislang.

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