Forscher wollten einen Bohrkern aus dem Grand Combin Gletscher im Wallis ziehen. Sie blieben jedoch bereits bei 25 Metern stecken.
Bohrkern gletscher
Einige 17 Meter lange Bohrkerne zogen die Forscher aus dem Gletscher des Grand Combins heraus. Das Vorhaben, 80 Meter tief zu bohren, scheiterte. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher sammeln weltweit Bohrkerne aus grossen Gletschern.
  • Beim Grand Combin im Wallis hatte das Team jedoch wenig Erfolg.
  • Schmelzwasser erschwerte die Bohrarbeiten und könnte sogar Informationen beschädigt haben.

PSI-Forschende haben versucht, tief in den Gletscher des Grand Combin zu bohren, um das wertvolle Umweltarchiv zu sichern. Doch: «Für diesen Gletscher sind wir mit unserem Projekt womöglich schon zu spät», berichtete Margit Schwikowski vom Paul Scherrer Institut (PSI). Die Forschenden kehrten vor Kurzem von ihrer mehrtägigen Expedition auf dem Gletscher des Grand Combin im Wallis zurück.

Im Rahmen des Ice-Memory-Projekts wollten sie bis 80 Meter tief ins Eisinnere vordringen. Aber: «Wir bekamen Schwierigkeiten, kaum dass wir den Bohrer angesetzt hatten», sagte die Expeditionsleiterin Schwikowski gemäss einer Mitteilung des PSI.

Schichten sind anders als erwartet

Bereits nach einem halben Meter stiessen die Forschenden auf eine harte Eisschicht, obwohl sie dort eigentlich weichen Firn erwartet hätten. In den letzten Jahren war es wohl so warm, dass viel Schmelzwasser ins Innere des Gletschers sickerte. In der Tiefe gefror das Wasser dann wieder.

Grand Combin Berg Gletscher
Die Forscher wollten beim Grand Combin im Wallis 80 Meter-Bohrkerne sichern. - Keystone

Auf solche wechselnden Schichten aus Eis und porösem Firn trafen die Forschenden immer wieder. Bei 17 Metern blieb der Bohrer beim Herausziehen erstmals stecken. «Mit viel Mühe konnten wir ihn doch noch herausfischen», sagte Schwikowski. Dabei stellten sie fest, dass in dieser Tiefe sogar noch flüssiges Wasser vorlag.

Bei 25 Metern war endgültig Schluss: In den porösen, lockeren Schichten verkantete der Bohrer an der darüber liegenden kompakten Eisschicht und konnte nicht mehr herausgezogen werden. Um ihn zu befreien, setzte das Team Frostschutzmittel ein. Der Bohrkern wurde dadurch für wissenschaftliche Untersuchungen unbrauchbar.

Schmelzwasser zerstört Informationen

Sie versuchten an mehrere Stellen tiefer ins Eis einzudringen – erfolglos. «Immerhin haben wir jetzt einige 17 Meter lange Eisbohrkerne, die ungefähr die letzten 15 Jahre abdecken», sagte Schwikowski. Sie würden nun analysieren, ob diese brauchbar seien.

Denn Schmelzwasser kann zum einen die Struktur im Eis zerstören, sodass die Informationen zeitlich nicht mehr präzise zugeordnet werden können. Zum anderen kann das Wasser die chemischen Signaturen auswaschen.

Margit Schwikowski
Die Forscherin Margit Schwikowski auf dem Col Gnifetti bei Monte Rosa. - Keystone

Sollten sich die Eiskerne für die Wissenschaft als nützlich erweisen, ziehen die Forschenden vielleicht nochmals los. Beim zweiten Mal jedoch mit einem thermischen statt einem elektromechanischen Bohrer. Wenn nicht, bleibe als Alternative in den Alpen nur noch der Grenzgletscher im Monte-Rosa-Massiv, sagte die Umweltchemikerin.

Der dortige Sattel Colle Gnifetti liegt auf 4500 Metern und sollte noch wenig beeinflusst von der Schmelze sein. «Zumindest war das so, als wir dort zuletzt 2015 gebohrt haben.»

Wettlauf gegen die Zeit

Das Ziel des Ice-Memory-Projekts ist es, Eisbohrkerne aus bedrohten Gletschern in einer Schneehöhle in der Antarktis zu lagern. So möchten die Forschenden die einzigartigen Umweltarchive bewahren. Aus ihnen können sie Vulkanausbrüche, Saharastürme, Waldbrände und vergangene Klimabedingungen herauslesen.

Das weltweite Sammeln der geplanten zwanzig Bohrkerne wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Doch: «Wir können nicht einfach schneller machen», sagte Schwikowski. Zum einen seien die Umstände an vielen Gletschern etwa aufgrund der politischen Lage schwierig. Zum anderen können die zeitaufwendigen Expeditionen nur von erfahrenen Teams durchgeführt werden.

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