Klimaschwankungen im Mittelalter wurden laut Studie überschätzt
Forschungen zeigen, dass die Dicke der Baumringe, welche bislang für Klimaschwankungen als Quelle herangezogen wurde, Temperaturen überzeichnet wiedergibt.

Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie wurden mittelalterliche Klimaschwankungen überschätzt.
- Bislang galt die Dicke von Baumringen als hauptsächliche Quelle.
- Nun wird bekannt, dass diese Temperaturveränderungen überzeichnet wiedergibt.
Klimaschwankungen im Mittelalter wurden in der bisherigen Forschung überschätzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Analyse des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen.
Grund ist demnach, dass die Dicke von Baumringen, die bislang hauptsächlich als Quelle herangezogen wurde, Temperaturänderungen offensichtlich überzeichnet wiedergibt.
Für die neue Studie werteten die Forscher auch Daten aus Pfarr- und Stadtarchiven aus. In denen wurde beispielsweise akkurat der Beginn von Weinlese oder Getreideernte im jeweiligen Jahr verzeichnet. Die Forschungen wurden im Fachjournal «Climate Dynamics» veröffentlicht.
Mittelalterliche Klimaschwankungen schwächer als vermutet
«Unsere Analyse zeigt nun, dass die bisherigen Klima-Abschätzungen aus Baumringdaten stark die Beharrungstendenz des Klimas überschätzen». Dies erklärte PIK-Leitautor Josef Ludescher. Zwar folge auf ein warmes Jahr in der Tat eher ein weiteres warmes als ein kühles. Dennoch erklärt Ludescher: «Aber nicht so lang und stark, wie Baumringe das zunächst vermuten lassen».

Die zeitliche Lage der jeweiligen Kälte- und Wärmephasen in der Baumringreihe verändert sich auch mit Einbezug der zusätzlichen Daten nicht. Trotzdem werde ihre Ausprägung deutlich abgeschwächt, erklärte Mitautor Armin Bunde von der Universität Giessen.
Daraus lasse sich schliessen, «dass die mittelalterlichen Klimaschwankungen und insbesondere auch die Wärmeperioden deutlich schwächer ausgeprägt waren als bisher vermutet.» Im Vergleich dazu steche dann allerdings «die gegenwärtige, menschengemachte Erwärmung im Vergleich noch stärker heraus», erklärten die Wissenschaftler.