Immer mehr Schweizer lesen keine News – Demokratie leidet

Keystone-SDA
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Zürich,

Fast die Hälfte der Bevölkerung konsumiert kaum noch journalistische Inhalte. Das gefährdet laut Forschenden Wissen, Vertrauen und politische Teilhabe.

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Die finanzielle Lage von publizistischen Medien bleibt laut Angaben angespannt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Menschen konsumieren kaum journalistische Medien.
  • Das stellt eine Gefahr für das Funktionieren der Demokratie dar.
  • Zudem zeigt sich KI für den Journalismus zugleich als Chance und Gefahr.

In der Schweiz informieren sich immer weniger Menschen über journalistische Medien: Seit 2009 hat sich der Anteil dieser sogenannten News-Deprivierten beinahe verdoppelt.

Forschende der Universität Zürich sehen darin ein grundlegendes Problem für die Demokratie.

Der Anteil News-Deprivierter nahm verglichen mit dem Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte zu. Dies geht aus dem diesjährigen «Jahrbuch Qualität der Medien» des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich hervor.

46,6 Prozent der Schweizer betroffen – Rekord

Demnach zählen 46,4 Prozent der Schweizer Bevölkerung inzwischen zu dieser Gruppe: ein Allzeithoch.

Die Nachrichtennutzung hängt direkt mit dem Wissen über aktuelle Geschehnisse zusammen. Zu diesem Schluss kamen die Forschenden an der am Montag veröffentlichten Studie.

Konsumierst du regelmässig journalistische Inhalte?

Jene, die selten oder kaum journalistische Medien konsumieren, wiesen ein deutlich geringeres Wissen über politische und gesellschaftliche Themen auf. Dies im Vergleich zur restlichen Bevölkerung.

News-Vermeider wissen wenig über Politik

In einem Wissensquiz beantworteten die News-Deprivierten im Durchschnitt 6,6 von 16 Politikfragen richtig.

Von den acht Soft-News-Fragen wussten sie zu durchschnittlich 3,5 die Antwort. Mit Soft News gemeint sind Nachrichten zu leichteren Themen wie Promis und Co.

Etwas besser schnitten jene Subgruppen ab, die Nachrichten (News) ausschliesslich oder mehrheitlich via soziale Medien konsumieren. Verglichen mit den anderen Repertoires fielen aber auch diese Gruppen ab.

Wenig Vertrauen in Politik und Medien

Abgesehen vom Wissen erkannte das Fög auch bei weiteren demokratierelevanten Faktoren Muster. So vertrauen News-Deprivierte der Politik und den Medien weniger.

Zudem beteiligen sie sich seltener am politischen Prozess und fühlen sich der demokratischen Gesellschaft weniger verbunden.

Eine generelle Ablehnung demokratischer Werte entnahmen die Forschenden diesen Resultaten aber nicht.

KI: Chance und Gefahr für Journalismus

Weiter untersuchte das Fög im Rahmen der jährlichen Studie erstmals, auf welche Datengrundlage Chatbots mit künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT oder Perplexity bei Fragen zu aktuellen Themen zurückgreifen.

Sie kam zum Schluss: Mindestens zwei Drittel der ausgewiesenen Quellen stammen von journalistischen Medien. Teilweise würden auch Medien zitiert, die den Zugriff für Chatbots blockieren.

Bist du gut über Schweizer Politik informiert?

Damit sei KI für den Journalismus Chance und Gefahr zugleich. Zwar würden 87 Prozent der Medienschaffenden KI-Tools zur Unterstützung nutzen.

Gleichzeitig «profitieren KI-Anbieter in hohem Mass von journalistischen Inhalten. Ohne dass Medienhäuser eine Entschädigung dafür erhalten», liess sich Fög-Direktor Mark Eisenegger zitieren.

Medienhäuser finanziell unter Druck

Ausserdem bestätigte die Studie eine Reihe von Langzeittrends: Die publizistische Qualität sei zwar verglichen mit dem Vorjahr stabil geblieben. Langfristig zeigten sich aber Einbussen bei den Einordnungsleistungen und der geografischen Vielfalt.

Die finanzielle Lage von publizistischen Medien bleibe zudem angespannt. Dies, obwohl die Zahlungsbereitschaft für Online-News erstmals seit vier Jahren um fünf Prozentpunkte gestiegen sei.

Kommentare

User #2717 (nicht angemeldet)

Nau das Zensur Blatt. Der Bumerang kommt.

User #4029 (nicht angemeldet)

Eine sehr linke Berichterstattung im öffentlichen Fernsehen und Zeitungen führen halt zwangsläufig dazu, dass es immer weniger Interessenten gibt. Dies als Desinteresse darzustellen ist wiederum eine typisch linke Wahrnehmung.

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