Forscher der Universität Wien konnten 1996 gefundene fossile Teile einer ausgestorbenen Hai-Art zuordnen.
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Bucht von Santander, Nordspanien. Hier wurde ein fossiler Wirbel gefunden, der Aufschlüsse darüber gibt, warum der Urzeit-Hai Ptychodus ausgestorben ist: Er wurde erst im hohen Alter geschlechtsreif und konnte sich deshalb nicht schnell genug an Veränderungen in der Umwelt anpassen. (Archivbild) - sda - Keystone/EPA EFE/ROMAN G. AGUILERA
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher fanden 1996 fossile Teile, die zu der Gruppe der ptychodonten Haie gehören.
  • Diese Hai-Art ist längstens augestorben.

1996 wurden an der Nordküste Spaniens Teile einer Wirbelsäule und Hautzähnchen entdeckt. Diese konnten Forscher der Uni Wien nun der ausgestorbenen Gruppe der «ptychodonten Haie» zuordnen. Ihre Auswertungen zeigten, dass die Wirbel zu einem bis zu sieben Meter grossen, langsam wachsenden Hai gehört haben.

Obwohl er rund 30 Jahre alt war, war er wahrscheinlich immer noch ein Teenager. So berichten die Wissenschaftler im Fachjournal «Plos One». Ein langsames Wachstum, wie es auch einigen noch existierenden Haien eigen ist, ist ein evolutionärer Nachteil.

Entstehung vor 85 Millionen Jahren

Die fossilen Überreste wurden in meterhohen Kalksteinwänden in der Nähe der Stadt Santander entdeckt. Sie sind in der Kreidezeit vor etwa 85 Millionen Jahren entstanden. Paläontologen fanden dort Teile einer Wirbelsäule sowie sogenannte Placoidschuppen. Diese schuppenartigen Hautzähnchen treten bei Knorpelfischen auf und bedecken deren Körper.

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Fossilien können Aufschluss über ausgestorbene Tierarten geben. - keystone

Das Team um Patrick Jambura vom Institut für Paläontologie der Universität Wien hat diese Funde nun den ptychodonten Haien zugeordnet. Diese Gruppe war in der Kreidezeit aussergewöhnlich artenreich. Sie starb aber aus bisher unbekannten Gründen noch vor den Dinosauriern gegen Ende der Kreidezeit aus.

Die mysteriösen Urzeit-Haie waren bisher vor allem für ihre abgeflachten Quetschzähne bekannt. Mit diesen konnten sie hartschalige Beute wie Muscheln und Ammoniten knacken.

Haien und Rochen sind selten fossil erhalten

Von Haien und Rochen sind nur selten Wirbelkörper als Fossilien erhalten geblieben. Dabei speichern sie - ähnlich wie Bäume - in Form von Jahresringen Informationen wie Alter, Grösse und Wachstum. Mit statistischen Modellen und dem Vergleich mit grossen, noch lebenden Haiarten konnten die Wissenschaftler nun Rückschlüsse auf den Urzeit-Hai ziehen.

«Unsere Berechnungen ergaben, dass diese Wirbel zu einem vier bis sieben Meter grossen Hai gehörten. Dieser war zirka 30 Jahre alt. Beeindruckend war, dass dieser Hai bis an sein Lebensende konstant an Grösse zunahm», erklärte Jambura in einer Aussendung der Uni.

Jungtier im Alter von 30 Jahren

Üblicherweise verlangsamt sich bei Haien das Wachstum nach der Geschlechtsreife. «Da dies bei unserem Hai nicht der Fall war, ist davon auszugehen, dass es sich um ein Jungtier handelt. Und das mit einem Alter von 30 Jahren und der genannten Körpergrösse», so der Paläontologe.

Laut den Forschern wuchsen diese Tiere langsam, erreichten aber enorme Grössen und konnten offensichtlich auch sehr alt werden. «Ihre Geschlechtsreife erlangten sie erst sehr spät im Vergleich zu anderen Haien. Vielleicht ist das auch der Grund, der zu ihrem Untergang führte», so Jambura. Möglicherweise konnten sie sich nicht schnell genug an Umweltveränderungen anpassen.

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