In der Nacht stossen fliessende Gewässer viermal mehr CO2 aus als tagsüber. Bislang wurde meist während des Tages gemessen.
Schwarzer Regen
Ein Foto vom Schwarzen Regen in Bayern. - Regen.de

Das Wichtigste in Kürze

  • Tagsüber stossen fliessende Gewässer viermal weniger CO2 aus.
  • Meist wurde aber während «Bürozeiten» gemessen.
  • Dies hat zu verzerrten Erkenntnissen geführt.
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Fliessende Gewässer tragen viel mehr zum Treibgashaushalt bei als bisher angenommen. Denn in den acht Tagesstunden, in denen ihr CO2-Ausstoss normalerweise gemessen wird, liegt er weit unter dem Durchschnitt. Vier Fünftel der CO2-Emission erfolgt abends und nachts.

«Dies deutet darauf hin, dass Berechnungen, wie viel CO2 von Gewässern an die Atmosphäre abgegeben wird, zu niedrig angesetzt waren. Das führte zu falschen Schätzungen ihres Beitrags zum globalen Kohlenstoffkreislauf», schreibt die ETH Lausanne (EPFL) in einer Mitteilung vom Freitag.

EPFL
Innenansicht der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL). - Keystone

Forscher hatten lange Zeit gedacht, dass Fliessgewässer für die globalen Kohlenstoff-Durchflussmengen weniger wichtig seien als beispielsweise die Ozeane. Dabei nehmen Bäche und Flüsse enorme Mengen an terrestrischem organischem Kohlenstoff auf, den sie unter Bildung von Atem-CO2 zersetzen.

Höhepunkt wird nicht in «Bürozeiten» erreicht

Die Berechnung, wie viel dieses CO2 an die Atmosphäre abgegeben wird, ist aufgrund der Komplexität der Netzwerke sehr schwierig. Bislang stützen sich die Forscher bei ihren Schätzungen vor allem auf manuelle Messungen während des Tages. Diese wurden in 90 Prozent der Fälle zwischen 8 und 16 Uhr gemacht.

Und da liegt der Fehler. Dies hat ein Team von Wissenschaftlern des Labors für die Forschung mit Biofilmen und Flussökosystemen (SBER) der EPFL bewiesen.

Kontinuierliche Messungen ergaben nämlich, dass die CO2-Emissionen von Fliessgewässern in zehn Prozent der Fälle in dieser «Bürozeit» ihren Höhepunkt erreichen. In den Nachtstunden war der Ausstoss viermal höher.

Grosse Schwankungen im Sommer

Dafür gibt es mehrere Gründe. «Der wichtigste hängt mit der Photosynthese zusammen.» Das sagte Lluís Gómez-Gener, ein SBER-Wissenschaftler und einer der Hauptautoren der Studie, in einer Mitteilung.

«Ein Grossteil des in Flüssen und Bächen produzierten CO2 wird tagsüber durch Photosynthese absorbiert. Dadurch wird die Menge, die in die Atmosphäre gelangt, reduziert.» Besonders gross waren die Schwankungen deshalb im Sommer, namentlich in Flussabschnitten, die nicht von Bäumen beschattet wurden.

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