Roboter konnten ihre eigene Form bislang nicht ohne Hinweise erkennen. Nun haben Forscher eine Maschine gebaut, die ihren Körper selbst entdecken kann.
Um den Becher zu treffen, verlässt sich der KI-Roboter darauf, was er über sein Aussehen gelernt hat. Bild: Universität Columbia
Um den Becher zu treffen, verlässt sich der KI-Roboter darauf, was er über sein Aussehen gelernt hat. Bild: Universität Columbia - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • US-Ingenieure haben einen Roboter entwickelt, der seinen Körper selbst erkennt – mithilfe von künstlicher Intelligenz.
  • Der KI-Roboter zeichnet eine Art inneres Selbstbild, dank dem er sozusagen mit geschlossenen Augen Kugeln aufheben kann.
  • Bisher brauchten KI-Roboter dazu von ihren Entwicklern Informationen über ihre Form und Grösse.

Eine Kugel aufheben und in einen Becher ablegen – gezielt programmierte Roboter können das routinemässig. Wir Menschen müssen dies zuerst lernen. Und das wiederum können wir erst, wenn wir unseren Körper kennen und wissen, wie wir ihn einsetzen. Nun haben Forscher der amerikanischen Universität Columbia einen Roboter gebaut, der solche Dinge ebenfalls von Grund auf lernen kann. Das ist neu in der Robotik-Welt. Denn selbst Maschinen mit künstlicher Intelligenz bekamen bisher einen groben Bauplan von sich selbst, damit sie sich zurechtfinden.

In einem Experiment gaben die Forschenden ihrem KI-Roboter keinerlei Hinweise über seine Form und Grösse mit auf den Weg. So bewegte sich der Roboterarm anfangs vollkommen willkürlich in die ihm möglichen Richtungen und speicherte seine Bewegungen ab. Rund 1000 Bewegungsbahnen zeichnete der Arm auf. Diese wertete der Roboter mithilfe eines Algorithmus aus – und erzeugte so innerhalb von 35 Stunden ein mathematisches Modell seines Körpers.

Der Härtetest stand dem Roboter aber erst noch bevor: Mit seinen neugewonnenen Daten über sich selbst, gaben ihm die Forscher verschiedene Aufgaben. Er musste Kugeln aufnehmen und diese in einen Becher legen oder einen Stift greifen und damit schreiben. Dabei musste sich der Roboter ausschliesslich auf den selbst erstellten Bauplan von sich selbst stützen. Das Ergebnis: Knapp in der Hälfte der Versuche griff er richtig und traf den Becher. Als die Ingenieure seinen Roboterarm länger machten, passte er sich dieser Veränderung an und konnte sein Kugelspiel so gut wie unverändert weitertreiben.

Das Verhalten des Roboters in den Tests vergleicht Hod Lipson, Mitautor der Studie, mit dem eines neugeborenen Kindes, das seinen Körper kennenlernt. «Im Vergleich zum Menschen sind die Fähigkeiten unseres Roboters noch unbeholfen», sagte er in einer Mitteilung der Universität. Doch die Forscher glauben, dass ihr Experiment die Maschinen einen Schritt näher zur Selbsterkenntnis bringt.

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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