Eine neue Studie der Universität Basel bestätigt, dass Herzmuskelentzündungen nach einem Booster häufiger vorkamen als erwartet.
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Die Hausärzte beobachten weniger Interesse an Corona-Impfungen. Annette Riedl/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut einer Studie sind Herzmuskelschäden nach dem Corona-Booster häufiger als angenommen.
  • Bei 22 von 777 Teilnehmenden haben die Forschenden milde Schäden festgestellt.
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Ein Forschungsteam der Universität und des Universitätsspitals Basel führte bei den Unispital-Mitarbeitenden Untersuchungen durch. Nach dem Booster wurde ein Marker im Blut der Mitarbeitenden gemessen. Ein erhöhter Spiegel des Markers, «kardiales Tropin», lässt auf eine Schädigung des Herzmuskels schliessen. Dies teilt die Universität Basel am Mittwoch mit.

«Wir haben erhöhte kardiale Troponinwerte bei einem höheren Anteil der Geimpften festgestellt als erwartet.» So fasst der federführend an der Studie beteiligte Kardiologe Christian Müller die Ergebnisse zusammen.

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Unispital Basel (Archivbild) - keystone

Bei 22 von 777 Teilnehmenden (davon 540 Frauen) hat das Forscherteam milde, vorübergehende Herzmuskelschäden festgestellt. Das entspricht 2,8 Prozent der getesteten Personen. Erwartet hatten die Forscher aufgrund von früheren passiven Beobachtungen einen Anteil von 0,0035 Prozent, also 35 auf 100'000 Geimpfte.

Nach Booster: Frauen häufiger von Schäden betroffen

Von den 22 Personen mit Troponin-Werten über dem Normbereich waren 20 Frauen und 2 Männer. Der Anteil der Frauen, die nach dem Booster Herzmuskelzellschäden zeigten, lag demnach bei 3,7 Prozent. Bei den Männern lag der Anteil nur bei 0,8 Prozent. An Tag 4 lagen die kardialen Troponinwerte bei der Hälfte der Frauen und bei beiden Männern wieder im Normbereich.

Bisher gab es nur Daten aufgrund von früheren passiven Beobachtungen. Dabei handelte es sich um schwere Fälle einer Herzmuskelentzündung. Vor allem bei jungen Männern, die im Spital behandelt werden mussten, wie Müller betont.

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Spitze mit einem Booster gegen das Coronavirus. - AFP/Archiv

Bei den festgestellten Effekten handelt es sich um Symptome wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit und eventuell Druck auf der Brust. Was die Schädigung begünstigt, steht laut Müller noch nicht fest. Im Zentrum der Annahmen stehen entweder die höhere Dosis mRNA im Impfstoff oder eine heftigere Reaktion des Immunsystems.

Infektion führt zu stärkeren Schäden

Der Herzmuskel kann sich gemäss heutigem Wissen nicht oder allenfalls minim regenerieren. Laut Studien-Co-Leiter Müller ist es daher möglich, dass jährliche Impfungen oder Booster milde Schädigungen nach sich ziehen können.

«Es ist anzunehmen, dass die Erkrankung zu stärkeren schädlichen Effekten am Herzen führt. Dafür gibt es harte Evidenz. Beispielsweise die erhöhten kardiovaskulären Ereignisse während und kurz nach einer Coronainfektion.»

Die Befunde der Basler Forscher harren zwar noch der Begutachtung durch ein Fachjournal. Für Müller steht aber der überwiegende Nutzen der mRNA-Impfstoffe weiterhin ausser Frage. Deren effizienter Schutz sei eine «medizinische Sensation».

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Ohne diese Entwicklung wäre der Schaden durch die Pandemie «um mehrere Grössenordnungen höher gewesen.

Die Impfstoffe haben Millionen Menschenleben gerettet». Insofern hätten jene Teile der Bevölkerung nicht recht erhalten, die nach wie vor skeptisch gegenüber der mRNA-Impfung seien.

Aber es braucht laut Müller weitere Verbesserungen bei diesen Vakzinen. Es liege nun an den Impfstoffherstellern, die Impfstoffe weiter zu optimieren, um bestenfalls den Herzmuskel nicht zu schädigen. «Bei der Sicherheitsprüfung der Auffrischimpfungen müssen sie künftig das Phänomen der Herzmuskelzellschädigung ebenfalls berücksichtigen.»

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