Studie

Coronavirus: Grenzschliessungen Anfang 2020 kamen zu spät

Keystone-SDA
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Zürich,

Wie hat sich das Coronavirus im vergangenen Frühjahr in Europa ausgebreitet? Haben die Grenzschliessungen Mitte März etwas genutzt? Forscher haben eine eindeutige Antwort.

Noch sind viele Grenzübergänge zwischen der Schweiz und ihren Nachbarstaaten Deutschland sowie Österreich geschlossen. Ab dem 15. Juni soll sich dies ändern. Darauf haben sich die Staaten am Mittwoch geeinigt.
Noch sind viele Grenzübergänge zwischen der Schweiz und ihren Nachbarstaaten Deutschland sowie Österreich geschlossen. Ab dem 15. Juni soll sich dies ändern. Darauf haben sich die Staaten am Mittwoch geeinigt. - sda - KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher der ETH Zürich haben die Ausbreitung des Coronavirus letzten Frühling untersucht.
  • Sie kamen zum Ergebnis, dass es für eine Grenzschliessung im März zu spät war.
  • Infektionsherde hätten früher ausgetrocknet werden müssen, so Tanja Stadler von der ETH.

Wie hat sich das Coronavirus im vergangenen Frühjahr in Europa ausgebreitet? Haben die Grenzschliessungen Mitte März etwas genutzt? Forscher haben eine eindeutige Antwort. Die Grenzschliessungen in Europa vor rund einem Jahr kamen einer Studie zufolge zu spät, um das Coronavirus nachhaltig aufzuhalten.

Bereits am 8. März 2020 habe es in Europa etwa genauso viele lokale Ansteckungen mit dem Virus gegeben wie durch Reisende aus dem Ausland eingeschleppt wurden. Dies berichten Forscher um die Biostatistikerin Tanja Stadler von der ETH Zürich im Fachmagazin «PNAS». Die EU schloss die Grenzen erst am 17. März.

Neue Ansätze für die Zukunft

Die Forscher hatten die Ausbreitung des Erregers anhand sequenzierter Virus-Genome nachvollzogen. «Wenn man die Grenzen mit dem Ziel geschlossen hat, das Virus nicht reinzulassen: Dafür war es zu spät», sagte Stadler der Deutschen Presse-Agentur.

Bei Infektionsgeschehen, wie es am 8. März bereits vorhanden war, sei eine Grenzschliessung nur noch verbunden mit einer drastischen Einschränkung der Kontakte im Land sinnvoll. Dann trage die Reduzierung der Kontakte aus dem Ausland etwas dazu bei, die Ausbreitung zu bremsen.

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Ein Jogger passiert die wieder geöffnete Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland (Lörrach). - dpa

Stadler hat mit Kolleginnen und Kollegen die Ausbreitung von Sars-CoV-2 in Europa anhand entzifferter Virus-Genome aus 19 europäischen Ländern und der Provinz Hubei in China untersucht. Sie arbeitet im ETH-Departement für Biosysteme, das in Basel angesiedelt ist.

Aus der Aufarbeitung könnten Schlüsse für eine mögliche neue Pandemie gezogen werden, so Stadler. «Hätte man früher anerkannt, welche Gefährlichkeit die Pandemie hat, hätte man den Infektionsherd austrocknen müssen.

Ansteckung in Italien ab Mitte Februar

Aus epidemiologischer Sicht wäre eine frühe Abschottung des Ausgangsortes der Pandemie in der chinesischen Provinz Hubei zentral gewesen, sagte die Forscherin. «Es ist extrem wichtig, am Anfang schnell zu handeln, um zu verhindern, dass ein Virus global zirkulieren kann. Aber im Nachhinein weiss man immer mehr.»

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Das RKI zählt in Deutschland seit Beginn der Pandemie mehr als 4,8 Million nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. - Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

In Deutschland sei die erste bekannte Infektionskette - nach der Ansteckung von Mitarbeitern der Firma Webasto in Oberbayern bei einer chinesischen Kollegin - Ende Januar unterbrochen worden. Diese Linie sei wahrscheinlich ausgelaufen und komplett beendet. Es seien aber weitere Infektionen nach Deutschland gebracht worden, aus China und aus Italien, wo der erste grosse Ausbruch in Europa passierte.

In Italien hätten die Ansteckungen vor Ort etwa Mitte Februar begonnen. «Ende Februar fing die lokale Zirkulation in Deutschland an», sagte Stadler. Die Virusvariante, die bis zum späten Frühjahr in Europa grassierte, habe sich wahrscheinlich grossteils von Hubei aus über Italien ausgebreitet.

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