Eine globale Studie mit Beteiligung der Uni Zürich zeigt: Die Corona-Krise hat gravierende Folgen für die psychische Gesundheit der Weltbevölkerung.
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Die Corona-Pandemie hat bei Menschen, die bereits unter einer psychischen Erkrankung litten, die Symptome weiter verstärkt. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Krise verschlimmert die Symptome bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung.
  • In globaler Zusammenarbeit wurde eine entsprechende Studie erstellt.

Eine globale Studie mit Beteiligung der Uni Zürich wirft Licht auf die Symptomentwicklung bei psychisch Erkrankten während der ersten Corona-Welle. Demnach berichteten zwei Drittel der Frauen und die Hälfte der Männer über schlimmer werdende Symptome.

Das schreibt das internationale Team um Ali Jawaid im Fachmagazin «Frontiers in Psychiatry». Jawaid war an der Uni Zürich tätig und forscht nun am polnischen Braincity-Institut. Die Forscher führten im Frühjahr eine Online-Umfrage bei 2734 Patientinnen und Patienten mit bestehenden psychischen Erkrankungen aus zwölf Ländern durch.

Kontrollverlust verschlimmert Symptome

Besonders das Gefühl des Kontrollverlusts während der Pandemie belastete demnach die Betroffenen. Ebenfalls quälten sie der Mangel an sozialen Interaktionen sowie die Unzufriedenheit gegenüber den Corona-Massnahmen der Regierungen.

In der Schweiz berichteten die Hälfte der Studienteilnehmer von schlimmer werdenden Symptomen. Trauriger Spitzenreiter mit achtzig Prozent war Kanada, gefolgt von Pakistan (72 Prozent) und den USA (68 Prozent). In der Türkei lag der Anteil mit 29 Prozent in den untersuchten Länder am niedrigsten.

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Die Corona-Massnahmen verschärfen das Gefühl des Kontrollverlustes. - Keystone

Die Forschenden identifizierten auch Verhaltensweisen, die sich positiv auf das Krankheitsbild auswirkten. Dazu zählten Gespräche über die eigenen Sorgen mit nahestehenden Personen. Auch eine realistische Sicht auf die Corona-Situation sowie ein gemässigter Konsum der Sozialen Medien wurden festgestellt.

Psychiatrien verzeichnen grossen Zustrom

Das Team analysierte ebenfalls die Berichte von 318 Patienten aus einer Praxis in den USA. Demnach entwickelten etwa 44 Prozent von ihnen neue Symptome, meist Schlafstörungen. Die Hälfte der Patienten benötigten nach Einschätzung des behandelnden Arztes neue oder angepasste Therapien.

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Jugend- und Kinderpsychiatrien in der Schweiz verzeichneten einen grossen Zustrom. - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Berichte aus der Schweiz zeigen, wie sehr sich die psychische Belastung bei der Bevölkerung während der zweiten Welle zuspitzte: Der Anteil Personen mit schweren depressiven Symptomen ist seit Frühjahr von neun auf 18 Prozent im November angestiegen. Dies ergab eine Umfrage der Universität Basel. Im Laufe des Herbst verzeichneten auch die Schweizer Jugend- und Kinderpsychiatrien einen Zustrom an stationären und ambulanten Patienten.

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