Jedes zweite Rohfleisch-Hundefutter weist Bakterien mit einer Multiresistenz auf. Zürcher Forschende warnen: Die Keime können sich auch auf Menschen übertragen.
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Eigentlich gut gemeint, die Fütterung mit rohem Fleisch. Dabei stellen die Keime darin ein Gesundheitsrisiko für Tier und Mensch dar. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forschende der Universität Zürich haben Rohfleisch-Hundefutter auf Bakterien untersucht.
  • Über die Hälfte der Proben enthielten gegen Breitband-Antibiotika resistente Bakterien.
  • Auch für den Menschen können diese Keime gefährlich werden.

Es klingt eigentlich nach artgerechter Ernährung: Ein Mix aus rohem Fleisch, Schlachtnebenprodukten, Knochen und etwas Obst oder Gemüse landet im Futternapf. Dies unter dem Namen «Barf» (Biologically Appropriate Raw Food).

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Ein Teil der untersuchten Rohfleischfutter-Proben enthielt Keime, die eine Multiresistenz aufwiesen. (Symbolbild) - Pixabay

Dass das Akronym zugleich der englische Begriff für Erbrechen ist, dürfte ungewollter Zufall sein. Er könnte aber treffender sein als Anhänger der Fütterungsmethode für Heimtiere vermuten.

Dass das Rohfleisch-Futter Krankheitserreger beinhalten und verbreiten könnte, wurde bereits vermutet. Nun zeigen Forschende der Universität Zürich, dass es zudem eine Quelle von Bakterien ist, die eine Multiresistenz aufweisen. Diese können auch für den Menschen gefährlich werden. Davon berichten die Forschenden um Roger Stephan von der Uni Zürich im Fachblatt «Royal Society Open Science».

Bakterien mit Multiresistenz gefunden

Die Wissenschaftler untersuchten 51 Rohfleisch-Futterproben von verschiedenen Anbietern in der Schweiz, wie die Uni Zürich in einer Mitteilung festhielt. Über die Hälfte der Proben (61 Prozent) enthielt Bakterien, die eine Multiresistenz gegen Breitband-Antibiotika aufwies.

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Ein Hund beim Fressen (Symbolbild). - Keystone

73 Prozent der Futterproben überschritten den Richtwert für Enterobakterien. Zwei Proben enthielten Salmonellen, zwei antibiotikaresistente Escherichia coli-Bakterienstämme. Letztere trugen ein Resistenz-Gen, das sich auf andere Bakterien übertragen kann und eine Multiresistenz gegen das Reserveantibiotikum Colistin vermittelt.

«Dass wir bei über 60 Prozent der Proben ESBL-bildende Bakterien gefunden haben, ist wirklich erschreckend». So liess sich Studienautorin Magdalena Nüesch-Inderbinen in der Mitteilung zitieren. «Darunter waren auch einige Escherichia coli-Typen, die bei Menschen und Tieren Infektionen auslösen können.»

Übertragung von Tier auf Mensch möglich

Die Forschenden sehen in der Fütterungsmethode einen bedeutenden Risikofaktor für die Übertragung antibiotikaresistenter Keime. Tierbesitzer kommen zum einen bei der Zubereitung des Futters mit den Bakterien in Berührung. Zum anderen ist die Übertragung auch durch engen Kontakt zwischen Haustier und Menschen im gleichen Haushalt möglich.

Die Wissenschaftler plädieren daher für strikte Hygiene bei der Zubereitung des Futters. «Die Tierhalter sollten sich des Risikos bewusst sein, dass ihr Tier vielleicht multiresistente Bakterien in sich trägt. Und diese verbreiten kann». Dies sagte Nüesch-Inderbinen.

In einer früheren Studie hatten die Forschenden bereits festgestellt, dass solche Bakterienstämme bei Hunden und Katzen weit verbreitet sind.

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