Hundevideos sind beliebt in sozialen Medien. Doch vielfach fühlen sich die gezeigten Tiere keineswegs so wohl, warnen Experten.
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Hundehalterinnen und -Halter deuten in Videos auf sozialen Medien die Signale ihrer Vierbeiner häufig falsch. (Archivbild) - sda - Keystone/DPA/NICOLAS ARMER

Wie gestresst der Hund tatsächlich sei, werde besorgniserregend häufig gar nicht wahrgenommen – offensichtlich auch nicht von den Besitzerinnen und Besitzern, was kritische Situationen zur Folge haben könne. «Wir plädieren für eine verstärkte Aufklärung sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern in Bezug auf die Kommunikation mit Hunden», erläutert ein Forschungsteam im Fachjournal «Applied Animal Behaviour Science».

Hunde verfügen über ein umfangreiches Repertoire an Körpersprache, Signalen und Lautäusserungen, um zu kommunizieren. Von vielen Menschen würden diese Hinweise aber oft missverstanden oder gar nicht erst bemerkt, heisst es weiter. In vielen der in sozialen Medien präsentierten Videos fühle sich der Hund sichtlich nicht wohl, dennoch äusserten Zuschauer ein «Gefällt mir» mit ihrem Like.

Fehlinterpretation menschlicher Gestik durch Hunde

Das Team um Elizabeth Ann Walsh vom irischen Cork Pet Behaviour Centre hatte 190 besonders beliebte Videos mit vielen Likes auf Social-Media-Plattformen analysiert. Die Videos zeigen, wie mit Hunden gespielt oder diese gestreichelt und umarmt werden. Erfasst wurde, welche Zeichen für ihre Stimmung die Hunde dabei über ihr Verhalten geben.

Oft zeigen die Tiere demnach Unbehagen, Furcht, Verwirrung und Angst – was der mit ihnen agierende Mensch aber offensichtlich gar nicht wahrnahm, wie die Forschenden erläutern. Typische Stressindikatoren sind demnach unter anderem ein Abwenden des Kopfes, Blinzeln, Erstarren, Gähnen, Ablecken des Menschen, Zurücklegen der Ohren und Hecheln.

Die Gefahren von Missverständnissen

Es sei besorgniserregend, wie Menschen mit ihren pelzigen Gefährten umgingen, ohne ihre Körpersprache oder Lautäusserungen zu verstehen. Ein typisches Beispiel in Videos sei das Umarmen und Festhalten, das für Hunde mitunter schwer zu deuten und zu verstehen sei: Wenn Hunde ihre Pfoten auf einen anderen Hund legen – analog zum menschlichen Umarmen – solle dies oft einschüchternd wirken.

Unterwürfig hingegen sei in vielen Fällen ein Lecken am Mund gemeint – und keineswegs immer ein Zeichen von Liebe und Zuneigung. Amüsant fänden Menschen oft, wenn ein Hund herzhaft gähnt, mit den Lefzen schmatzt oder den Kopf abwendet – was aber Signale für Unbehagen, Stress, Angst oder Nervosität sein könnten.

Oft bemerkten die im Video zu sehenden Menschen ebenso wie die Videobetrachter offensichtlich gar nicht, wie unglücklich oder unwohl sich ein Hund in der gezeigten Situation tatsächlich fühlt. Das bedeute nicht nur Leid für den Hund, sondern auch ein Risiko für dessen Besitzer, weil das Tier in einigen Fällen irgendwann aggressiv reagieren könne, wenn es sich etwa durch das Umarmen und Drücken zu sehr bedrängt fühle.

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