Die dänische Netflix Serie «The Rain» erzählt von einem Geschwisterpaar, dass sich durchs post-apokalyptische Dänemark kämpft.
Stehen die Überlebenden von «the Rain» am Ende der Apokalypse – oder am Anfang einer neuen Welt?
Stehen die Überlebenden von «the Rain» am Ende der Apokalypse – oder am Anfang einer neuen Welt? - Netflix
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Das Wichtigste in Kürze

  • «The Rain» ist eine Netflix-Serie aus Dänemark. Staffel zwei ist bereits angekündigt worden.
  • Ein Virus verwandelt jeden Regentropfen in den sicheren Tod. Nur wenige Menschen überleben die Apokalypse.
  • Dazu gehören die Geschwister Simone und Rasmus, die mehr mit der Katastrophe zu tun haben, als sie ahnen.
  • «The Rain» beobachtet die Geschwister zusammen mit einer Gruppe Jugendlicher beim puren Überleben.

Die Geschichte

Dunkle Wolken türmen sich auf. Donner grollt. In der Ferne verschlucken Regenschleier die Sonne. Bald wird sich Dunkelheit über die Welt der Menschen legen. Das ist die Stimmung zum Auftakt der neuen dänischen Netflix-Serie «The Rain».

Unter dem bleiernen Firmament rast ein Auto auf der Überholspur vor den Regenwolken her. Darin sitzen Simone (Alba August) und Rasmus (Lucas Lynggaard) und die Eltern. Eben noch stand Simone mit ihren Freunden vor der Tür zum Klassenzimmer. Dann wurde sie von ihrem panischen Vater gepackt und ins Auto gezerrt. Jetzt fliehen sie vor dem Regen. Denn jeder Tropfen bringt den sicheren Tod. Warum? Informationen sind rare Ware im Auto. Dafür quengelt der kleine Rasmus und schreien die Erwachsenen. Die Anspannung ist greifbar.

Gefangen in einer sterbenden Welt – und auch im eigenen Kopf? Simone (Alba August).
Gefangen in einer sterbenden Welt – und auch im eigenen Kopf? Simone (Alba August). - Netflix

Die dunklen Wolken rollen langsam in das Blickfeld des Rückspiegels. Dann knallt das Auto in den Wagen davor. Eine Karambolage. Alles steht still. Die Regenwand schiebt sich näher. Das Autoradio meldet Menschen, die im Regen sterben. Die Familie fasst sich, reisst die Autotüren auf und rennt. Rennt über die Strasse, rennt über das Feld, rennt durch den Wald. Die grauen Wolken holen auf.

Als erste, dicke, tödliche Tropfen sich lösen, öffnet der Vater die Tür zum Bunker. Dem Bunker, in dem Simone und Rasmus die nächsten fünf Jahre ihres Lebens verbringen werden. Davon allerdings erfahren wir nichts.

Ein letzter Blick zurück, dann verschwindet der Vater von Simone und Rasmus in einem Wall aus Rätseln und Vermutungen.
Ein letzter Blick zurück, dann verschwindet der Vater von Simone und Rasmus in einem Wall aus Rätseln und Vermutungen. - Netflix

Die Kamera vollführt den Zeitsprung mit einer Schwarzblende. Ein Augenblick nur, und schon ist der quengelnde Rasmus zum blonden Jüngling herangewachsen, der seine Muskeln im Bunker stählt, während die grosse Schwester sich Sorgen um die Vorräte macht, die sich nach all den Jahren ohne Kontakt nach draussen langsam dem Ende zuneigen.

Irgendwann treibt die verzweifelte Platzangst die beiden hinaus ins Freie. Hier entdecken sie ein totes Land. Der tödliche Regen hat die Bevölkerung Dänemarks fast ganz ausgelöscht. Geblieben sind wilde Tiere, leere Häuser und Hunger.

Im Bunker.
Im Bunker. - Netflix

Simone und Rasmus schliessen sich einer Gang von Jugendlichen an, die vor fünf Jahren Glück gehabt hatten. Davon geblieben sind in dem jahrelangen Überlebenskampf nur noch die Angst und Vertrauenslosigkeit. Dennoch rafft man sich zusammen, denn gemeinsam ist es besser, als alleine.

Wer weiss, vielleicht findet die Gruppe dank Simone und Rasmus ja nicht nur Essen, sondern Antworten. Antworten auf die Fragen, warum eine Berührung mit dem Regen die Menschen innert Sekunden dahingerafft hat. Antworten auf die Frage, wer man den ist, wenn die Gesellschaft verschwindet? Antworten auch auf die dunkle Ahnung Simones, dass der Vater mit dem Regen zu tun hat und Rasmus der Schlüssel zur Heilung sein könnte.

Das Fazit

Während dicke Regentropfen die Apokalypse bringen, wird der Zuschauer innert Minuten in die Handlung gesogen. Weiss nicht mehr, wo oben und unten ist, weiss nur: Sie müssen in den Bunker. Jetzt!

Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen nach der Apokalypse. Städte sind gefährliche Orte, hier werden die hungrigen Menschen zu reissenden Tieren.
Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen nach der Apokalypse. Städte sind gefährliche Orte, hier werden die hungrigen Menschen zu reissenden Tieren. - Netflix

Und dann sind die Kinder im Bunker, die Eltern weg und die Spannung futsch. Was passiert mit zwei jungen Menschen, wenn sie den Tod der Mutter mitansehen, vom Vater über Jahre allein in einem Bunker vergessen werden? Wenn sie keine Nachricht empfangen, während die Welt draussen zu Ende geht? Laut «The Rain»: Nichts.

Sie werden gesund und munter, als wären si ein einem Einfamilienhaus in der Lüneburger Heide gross geworden. Als Rasmus nach Jahren wieder nach draussen tritt, guckt er kurz in den Himmel und bestaunt die Kronen der Bäume. Das wars dann auch schon. Simone braucht nicht mal das. Sie macht weiter, als wären fünf Jahre im gleichen Raum ein Klacks.

Das ist die erste vergebene Chance einer Serie, deren Konzept wahnsinnig gluschtet, dessen Umsetzung aber auf weiten Strecken enttäuscht.

Lea (Jessica Dinnage) und Patrick (Lukas Løkken).
Lea (Jessica Dinnage) und Patrick (Lukas Løkken). - Netflix

Simone und Rasmus treffen auf eine Gruppe junger Überlebender, die sich mehr schlecht als recht durchschlagen und verbunden sich schliesslich mit ihnen. Was folgt, ist - Folge für Folge - eine Mischung aus postapokalyptischer Gruppen-Robinson-Crusoe Reise und Porträt eines Gruppenmitgliedes.

Da ist Lea (Jessica Dinnage), die Gläubige, Jean (Sonny Lindberg) der Gutgläubige, Martin (Mikkel Følsgaard), der Anführer, Patrick (Lukas Løkken), das Arschloch und Beatrice (Angela Bundalovic), die heisse Lügnerin.

im August Netflix
Die Serie «The Rain» geht im August auf Netflix in die Season 3 - Netflix

Man lernt sich kennen in diesen Folgen. Guckt bei der Persönlichkeitsfindung zu und tastet ab, wer wie mit Angst und Druck, Hunger und Vertrauen umgehen kann. Das ist dann ein bisschen Coming-of-Age und ein bisschen «28 Days Later». Darüber eine Priese «Lost», weil die Kids zusammenhalten müssen, um auf ihrer Insel des Überlebens weiter verbleiben zu könne.

Das ist was. Aber es ist nicht alles, was man aus dem Setting der überlebenden Kinder hätte herausholen können, die gemeinsam den Fehler der Eltern ausbaden müssen. Allein in einem Land der fast und ganz Toten.

Jean (Sonny Lindberg) wirkt naiv, hat aber Dreck am Stecken.
Jean (Sonny Lindberg) wirkt naiv, hat aber Dreck am Stecken. - Netflix

(Nicht) Sehenswert weil

Los geht es rasant, bei «The Rain». Das macht Spass. Nach der ersten Folge aber zuckt der Finger immer mal wieder Richtung «vorwärts spulen», weil die Handlung nicht wieder so in die Gänge kommen will. Jetzt geht es um’s Kennenlernen und Verstehen und daran hätte man intensiver arbeiten müssen.

Mal sehen, mit welchem Wetter Staffel zwei aufwarten wird.

Netflix The Rain (Kenneth Kainz / Natasha Arthy, DNK 2018)
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