Zehntausende demonstrieren in Belgrad für Neuwahlen
Zehntausende Menschen haben am Samstag in Serbien für Neuwahlen demonstriert. Die Protestwelle hält seit mehr als einem halben Jahr an.

In Serbien haben Zehntausende Menschen Medienberichten zufolge für Neuwahlen demonstriert. Die Teilnehmer folgten einem Aufruf der Studenten, die seit mehr als sieben Monaten die Universitäten des Landes besetzen. Sie versammelten sich am Slavija-Platz im Zentrum der serbischen Hauptstadt.
Die Redner betonten, dass die Regierung unter dem autoritären Präsidenten Aleksandar Vucic abgewirtschaftet habe. Die Bevölkerung habe ein Recht darauf, auf demokratischem Weg eine neue Führung zu bestimmen.
Proteste seit Einsturz von Bahnhofsvordach
Seit mehr als einem halben Jahr hält eine gewaltige Protestwelle das Balkanland im Bann. Ausgelöst hatte sie der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in der nordserbischen Stadt Novi Sad am 1. November des Vorjahrs, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen.
Unabhängige Experten und Oppositionelle machen Schlamperei und Korruption unter der Vucic-Regierung für die Tragödie verantwortlich.
Die Proteste werden von den Studenten des Landes getragen, die praktisch alle Universitäten besetzt haben und immer wieder zu Demonstrationen und Strassenblockaden aufrufen. Mit der Zeit schlossen sich ihnen immer mehr Bürger aus allen Bevölkerungsschichten an.
Oppositionelle werden eingeschüchtert
Vucic bestimmt seit 2012 in wechselnden Funktionen die Geschicke des Landes. Er kontrolliert die Medien sowie Justiz und Polizei. Oppositionelle werden von den Medien diffamiert, von staatlichen Institutionen eingeschüchtert und von Schlägertrupps tätlich angegriffen.
Zuletzt erhöhte Vucic den Druck auf die Protestbewegung. Akteure und Sympathisanten wurden unter fadenscheinigen Vorwänden festgenommen, Universitätsmitarbeitern wurden die Gehälter drastisch gekürzt.