Die «heute-show» ist seit zehn Jahren auf Sendung. Am Freitag kommt noch mal eine Ausgabe. Dann ist Sommerpause. Und die dauert ganz schön lange.
Oliver Welke, Moderator der «heute show», in der Kulisse der Sendung. Foto: Sascha Baumann/ZDF
Oliver Welke, Moderator der «heute show», in der Kulisse der Sendung. Foto: Sascha Baumann/ZDF - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Berlin (dpa) - Oliver Welke ist mit der «heute-show» so gut wie durch.

Eine Sendung noch, dann gehen der Moderator und sein Team in die Sommerpause. Die 18. Ausgabe in diesem Jahr ist also die vorerst letzte - zu sehen ist sie am Freitag (7. Juni) zu später Stunde um 23 Uhr.

Für «heute-show»-Fans ist der Sendetermin so gesetzt wie für Fussballfanatiker die «Sportschau» am Samstag. Und das seit mittlerweile zehn Jahren. Denn Welke und die Seinen haben gerade ein Jubiläum hinter sich: Die erste Sendung lief am 26. Mai 2009 - damals allerdings noch dienstags und im Monatsrhythmus, aber so erfolgreich, dass das ZDF den Eindruck hatte, da gehe noch mehr: Seit Anfang 2010 dürfen die «heute-show»-Satiriker wöchentlich ran - und das auf dem Sendeplatz am Freitagabend.

Für viele beginnt so das Wochenende: Welke (53), fast immer in einem seiner austauschbar wirkenden grauen Anzüge, sitzt mit unbeweglichem Gesicht am Schreibtisch, rückt penetrant die Brille zurecht und erklärt das Weltgeschehen: Klimawandel, Kramp-Karrenbauer, Regierungskrise in Österreich - was gerade so anfällt. Satirisch natürlich, auch wenn die Themen oft die gleichen sind, die auch die «heute»-Nachrichten aufgreifen.

Das Format, von dem am Anfang nicht sicher war, wie es beim deutschen Publikum wohl ankommen würde, ist längst etabliert und wurde mit Auszeichnungen geradezu überhäuft. Egal ob Bambi, Deutscher Comedy-Preis, Goldene Kamera oder Grimme-Preis, die «heute-show» hat so viele TV-Trophäen abgestaubt, dass ein einzelnes Regal kaum noch ausreichen dürfte.

Oliver Welke, gebürtiger Bielefelder, Sportmoderator mit Wurzeln in der niedersächsischen Radiolandschaft, hat daran sicher seinen Anteil. Aber es ist auch das Konzept, das es möglich macht, viele Grössen der deutsche Satire- und Comedy-Szene einzubinden. Dietmar Wischmeyer etwa, den Welke noch aus seinen Zeiten beim «Frühstyxradio» des Senders ffn kennt, der stets leicht gereizt bis schlecht gelaunt zum Beispiel «Wischmeyers Logbuch der Bekloppten und Bescheuerten» präsentiert. Oder Gernot Hassknecht, dessen Tiraden kurz vor der Schnappatmung oft in verbalen Ausfällen eskalieren.

Bei Welke gibt sich die Türklinke in die Hand, wer als Comedian auch nur halbwegs was zu Lachen hat: Serdar Somuncu beispielsweise oder Sebastian Puffpaff, die längst mit eigenen Sendungen bekannt sind, das Schweizer Comedian-Talent Hazel Brugger oder der sächselnde Pullunderträger Olaf Schubert, der vor allem als Experte für ostdeutsche Empfindlichkeiten ohne Rücksicht auf Political Correctness loslegt.

Kaum wegzudenken sind «heute-show»-Altstars wie Martina Hill, die als Tina Hausten bekannt wurde, erkennbar eine Parodie auf die ZDF-Journalistin Bettina Schausten, die mittlerweile stellvertretende Chefredakteurin des Senders ist. Dazu gehört auch Dietrich Hollinderbäumer als in der Regel ahnungsloser, aber abgebrühter Korrespondent Ulrich von Heesen, der Welke von allen Einsatzorten der Welt gleichermassen schnoddrig anpampt.

Das Konzept ist in jedem Fall erfolgreich - was die Einschaltquote angeht, kann Jan Böhmermann mit seinem «Neo Magazin Royale» davon nur träumen. In 2019 hatte die «heute-show» im Schnitt 4,26 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 17,7 Prozent. Das sind erstaunlich gute Werte für eine Sendung am späten Abend. Viele Sender schaffen solche Quoten nicht einmal zur Primetime. Und auch das «heute journal», das Nachrichtenmagazin des ZDF um 21.45 Uhr, bleibt üblicherweise darunter.

Die erfolgreichsten Jahre mit Blick auf die Einschaltquote waren die beiden vergangenen: 2017 erreichte die Sendung dem ZDF zufolge durchschnittlich 4,39 Millionen Zuschauer (18,3 Prozent), 2018 waren es 4,31 Millionen (18,1 Prozent). Das im Mai 2015 gestartete Online-Angebot der «heute-show» hat seitdem ständig zugelegt - im Zeitraum von Februar bis April gab es pro Monat im Schnitt 3,57 Millionen Sichtungen. Aber nicht nur das: Welke und seinem Satiriker-Team gelingt auch, was dem ZDF sonst oft schwerfällt: das jüngere Publikum zu erreichen. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es in diesem Jahr durchschnittlich 1,17 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 15,3 Prozent).

Medienkritiker Hans Hoff, bekennender «heute-show»-Gucker der ersten Stunde, hat mit dem Format dennoch abgerechnet: «Mensch, "heute-show". Du wirst zehn Jahre alt. Reiss dich mal am Riemen, mach mal das Kreuz gerade und schiel nicht immer nur nach Masse. Du warst doch mal eine ganz intelligente Form der Unterhaltung»», hat er gerade beim Branchendienst dwdl.de geschrieben. «Aber ganz ehrlich, deine Art, dir irgendeine Szene mit Angela Merkel rauszusuchen und dich dann darüber lustig zu machen, das war schon früher auf dem Schulhof nicht lustig. Musst du immer alles runterbrechen auf Sendung-mit-der-Maus-Niveau? Politikwitzchen für ganz Doofe? Hast du das nötig?»

Die Fans der Sendung sehen das sicher anders. Für sie gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Die Sommerpause ist drei Monate lang, so lange müssen sie verzichten. Die gute: Am 6. September geht es weiter, und für dieses Jahr sind noch 15 neue Ausgaben geplant.

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