Über die Neuaufnahmen in der 28. Duden-Ausgabe sowie den Wandel der Wörter. Immer wieder werden Wörter gestrichen und ersetzt.
Für die neue Auflage des Duden wurden 3000 neue Wörter aufgenommen. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Für die neue Auflage des Duden wurden 3000 neue Wörter aufgenommen. Foto: Wolfgang Kumm/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die 28. Auflage des Dudens ist am 12. August erschienen.
  • Viele Wörter wurden aus dem Duden gestrichen und immer wieder kamen neue dazu.

Achtsamkeitsübung, Datingplattform und Insektensterben gehören zu den Neuaufnahmen im neuen Duden, der am 12. August erschienen ist. Gestrichen wurden Wörter wie Hackenporsche (Scherzwort für Einkaufsroller) und Vorführdame (Model).

Pünktlich zum Erscheinen der 28. Auflage des Dudens legte der Verlag nun auch nochmal das Buch: «Was nicht mehr im Duden steht» von 2018 neu und erweitert auf. Es erläutert, wann Begriffe aus dem Duden flogen. Und ist eine Reise zu Höhepunkten und Abgründen der deutschen Sprache.

Welche Wörter fallen aus dem Duden-Buch?

Gemeint ist mit «Duden» stets der gelbe Duden, das Rechtschreibwörterbuch. Das Buch versucht weder den Wortschatz vollständig abzubilden, noch macht es Angaben zu Wortherkunft und Bedeutung. Es ist Band eins der zwölfbändigen Dudenreihe. Im Online-Duden sind viele der gestrichenen Wörter nach wie vor als «veraltet» zu finden.

Wörter fallen aber aus dem Duden-Buch, wenn sie ausser Gebrauch geraten, oder andere Wörter sie recht eindeutig verdrängen. Wie zum Beispiel «Tollwut» die «Hundswut», die 1991 gestrichen wurde.

Die schönsten Wörter die der Duden gestrichen hat

Zu den «schönsten» Wörtern, die der Duden einst rausstrich, zählt der «Was nicht mehr im Duden steht»-Autor «schabernackisch». Es wurde 1961 in der Bundesrepublik gestrichen. Das 1991 gestrichene «fuchsschwänzeln» (jemandem nach dem Mund reden; schmeicheln) sowie das 2009 entfernte «verschimpfieren» (verunglimpfen/beschimpfen).

Früher gab es erstaunlich kompakte Wörter fürs «alt werden» oder «Obst ernten» im Duden: nämlich «älteln» (1961 im Westen, 1985 im Osten gestrichen) und «obsten» (1961 im Westen weg, 1967 im Osten).

Nazi-Herrschafft beeinflusste Duden Vokabular

Die Jahre der Nazi-Herrschaft waren auch beim Duden düster. Sowohl die Auflage von 1934 als auch – in einem noch grösseren Masse – jene von 1941 enthielten viel NS-Vokabular. Die Neuauflage hat er schon 1933 so angelegt, dass eine Gleichschaltung des Wörterbuchs überflüssig war.» Die Institution Duden passte sich dem Nationalsozialismus «mit bemerkenswerter Schnelligkeit» an.

Viele Wörter wurden dann 1947 schnell wieder gestrichen, darunter natürlich «Hitlergruss», «kriegsbereit», «Verjudung», «Kraft durch Freude», «fremdrassig» und «Untermensch». Betroffen waren nach Hochrechnungen Wolfgang Werner Sauers rund fünf Prozent aller Stichwörter. Die erste Nachkriegsauflage erschien 1947 in Leipzig; ein Lizenznehmer vertrieb sie dann in den drei westlichen Besatzungszonen beziehungsweise in der Bundesrepublik.

Der «Einheitsduden», die 20. Auflage von 1991, beendete die Zeit der Parallelausgaben. Gestrichen wurden damals DDR-Begriffe wie «Kaderakte» (Personalakte) und «Namensweihe» (feierliche Namensgebung bei einem Neugeborenen als Ersatz für die christliche Taufe).

Anpassungsunterschiede in Ost- und Westdeutschland

Auffällig ist, dass bei mancher gesellschaftlichen Entwicklung die Bundesrepublik Nachzügler war. Im Osten verschwand zum Beispiel schon 1967 die «Arztfrau». Also die Frau, die mehr oder weniger als Gnade die akademischen Weihen des Herrn Gemahls tragen darf. Im Westen war es erst 1980.

Und das in den 30er Jahren eingesickerte und faschistisch geprägte Wort «Volksverräter» (abwertend für: jemand, der das eigene Volk hintergeht, betrügt) verschwand schon 1951 im Ost-Duden, aber erst 1973 im West-Duden. Heute steht es wieder drin – allerdings nur wegen seiner neuerlichen Karriere in den letzten Jahren. Vor ein paar Jahren wurde es in Darmstadt von der dortigen Jury zum «Unwort des Jahres 2016» erklärt. Und im Duden gibt es ganz hinten eine Liste der seit 1991 gekürten «Unwörter des Jahres» in Deutschland.

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