Der 80. Jahrestag des Wolhynien-Massakers steht an. Doch dieser ist Anlass für einen Streit zwischen Polen und Ukraine, der nur schwer lösbar zu sein scheint.
Selenskyj  in Polen
Polens Präsident Andrzej Duda (M) und seine Frau Agata Kornhauser-Duda empfingen den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj und seine Gattin in Warschau. Czarek Sokolowski/AP/dpa - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der 80. Jahrestag des Wolhynien-Massakers steht an.
  • Polen und die Ukraine streiten darüber, wie man mit der Vergangenheit umgehen sollte.

Vor dem 80. Jahrestag der Massaker von Wolhynien ist zwischen Polen und der Ukraine ein Streit ausgebrochen. Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk versuchte am Donnerstag, die Wogen zu glätten.

«Wir verstehen Ihren Schmerz über den Verlust Ihrer Liebsten. Allen Familien und Nachkommen der Opfer der damaligen Ereignisse in Wolhynien spreche ich mein aufrichtiges Mitgefühl aus.»

Das teilte Stefantschuk bei einem Auftritt im polnischen Parlament mit. Zuvor hatte ein polnischer Regierungsvertreter eine öffentliche Entschuldigung von Präsident Wolodymyr Selenskyj gefordert.

Selenskyj  in Polen
Polens Präsident Andrzej Duda (r) empfängt seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in Warschau. - dpa

Bei den Massakern in Wolhynien und Ostgalizien zwischen 1943 und 1945 ermordeten ukrainische Nationalisten der UPA etwa 100 000 Polen. Mit einem Aufstand gegen deutschen Besatzer und die Beseitigung der Polen sollte der ukrainischen Anspruch auf das Gebiet untermauert werden.

Die Gewalt in der heutigen Westukraine erreichte im Juli 1943 ihren Höhepunkt. Viele Opfer wurden bei lebendigem Leib in den Kirchen ihrer Dörfer verbrannt. Bei Vergeltungsakten wurden Schätzungen zufolge bis zu 20 000 Ukrainer getötet.

Polen will im Juli zum 80. Jahrestag der Opfer des Massakers gedenken. In der vergangenen Woche hatte der Sprecher des polnischen Aussenministeriums in einem Interview etwas gefordert. Und zwar sollte der ukrainische Präsident Selenskyj sich für die Massaker bei Polen entschuldigen.

Ukraine offen für Dialog

Der ukrainische Botschafter in Warschau, Wassil Schwarytsch, reagierte scharf: «Jeder Versuch, dem Präsidenten oder der Ukraine vorzuschreiben, was wir zu tun haben, ist inakzeptabel.» So schrieb er auf Twitter. Später löschte er den Tweet und schrieb stattdessen, die Ukraine sei offen für einen Dialog.

Das EU- und Nato-Land Polen hat knapp 1,6 Millionen Flüchtlinge aus der benachbarten Ukraine aufgenommen. Zudem hat sich Polen seit Beginn des russischen Angriffskriegs als einer der standhaftesten Unterstützer der Ukraine im Westen erwiesen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BotschafterParlamentTwitterGewaltNATOEU