Die Trauben von Solaris oder Ortega sind schon reif: Mit Beginn der neuen Woche kommen die ersten Beeren in die Kelter, damit Federweisser daraus wird.
Die Weinlese beginnt mit der Ernte der Trauben für Federweisse. In diesem Jahr geht es besonders früh los. Foto: Daniel Karmann/dpa
Die Weinlese beginnt mit der Ernte der Trauben für Federweisse. In diesem Jahr geht es besonders früh los. Foto: Daniel Karmann/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auch in diesem Jahr fangen die Winzer wieder sehr früh mit der Lese an.

Der Start der Weinlese für den Federweissen wird an diesem Montag (10. August) in der pfälzischen Gemeinde Weisenheim am Sand (Kreis Bad Dürkheim) gefeiert - drei Tage früher als im vergangenen Jahr.

Den Beginn der Hauptlese erwartet das Deutsche Weininstitut für Ende August oder Anfang September. Der bislang früheste Beginn der Weinlese für den Federweissen war 2018 am 6. August im rheinhessischen Lörzweiler. Früher als in diesem Jahr ging es auch 2007, 2011 und 2014 los, mit einem Lesebeginn jeweils am 8. August.

Besonders früher Austrieb

«Der frühe Lesebeginn war abzusehen, weil wir einen der frühesten Austriebe hatten», erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz. «Die Reben sind sehr zeitig in die Vegetation gestartet, zwei Wochen eher als im langjährigen Mittel.» Entsprechend begann auch die Blüte der Reben zum Teil schon Ende Mai. Und nach einem alten Erfahrungswert reifen die Trauben etwa 90 bis 100 Tage vom Beginn der Blüte bis zur Lese.

Für den Federweissen werden vor allem früh reifende Rebsorten genutzt. Im Weingut Schwindt in Weisenheim am Sand geht es am Montag los mit Ortega und Solaris. Bei den Ortega-Trauben hat Winzer Michael Schwindt bis Ende der Woche schon 77 bis 80 Grad Oechsle gemessen - dieser Wert gibt das Mostgewicht an, also die Menge des Zuckergehalts im Traubensaft.

Wettbewerbsvorteil durch frühen Lesebeginn

Federweisser wird in allen 13 Weinanbaugebieten in Deutschland hergestellt und meist im Direktvertrieb der Winzer oder auch im regionalen Handel verkauft. In den bundesweiten Handel kommt vor allem Federweisser aus der Pfalz und Rheinhessen, den beiden grössten deutschen Anbaugebieten. Dafür haben sich etablierte Strukturen mit grossen Kellereien und Abfüllbetrieben etabliert. Der frühe Lesebeginn begünstigt den deutschen Federweissen im Wettbewerb mit Importen aus Italien und anderen südeuropäischen Ländern. Jährlich werden über den Handel bundesweit schätzungsweise elf Millionen Liter Federweisser vertrieben.

Anders als Wein handelt es sich beim Federweissen um Frischware mit besonderen Anforderungen an die Logistik, etwa mit einer ununterbrochenen Kühlkette. Die Flaschen sind nur locker mit einer luftdurchlässigen Kapsel verschlossen. Dabei hat die Gärung gerade erst eingesetzt, sodass nach dem Flaschenkauf empfohlen wird, den Federweissen noch einen Tag bei Zimmertemperatur gären zu lassen, bis ein Alkoholgehalt von etwa fünf bis sechs Volumenprozent erreicht ist.

Federn die im Glas tanzen

Seinen Namen hat Federweisser - je nach Region auch als Rauscher oder neuer Wein bezeichnet - von den kleinen Hefeteilchen, die von der Kohlensäure im Gärungsprozess aufgewirbelt werden und wie kleine Federn im Glas tanzen. Verbreitet ist die Mahnung, dass die Süsse im Federweissen über den Alkoholgehalt hinwegtäuscht und dass deswegen Federweisser schneller berauschend wirken kann als erwartet. Getrunken wird Federweisser traditionell gern zu Zwiebelkuchen oder Quiche.

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