In der Corona-Krise verzeichnet der britische Kinderschutzbund vermehrt Notrufe. 53 Prozent mehr Anrufe habe man erhalten.
Telefon
Der Drohbriefschreiber erschlich sich Telefonnummern. - Keystone

In Grossbritannien gibt es seit Beginn der Corona-Krise deutlich mehr Hinweise auf Gewalt und Missbrauch in der Familie. Die Zahl der Anrufe von um das Kindeswohl besorgten Erwachsenen habe um 53 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie zugelegt, teilte die Kinderschutzorganisation NSPCC in der Nacht zum Montag mit.

Jeden Tag gingen mehr als 30 Notrufe ein. Die Organisation warnte, die Zahl könne weiter steigen, wenn der Lockdown mit Schulschliessungen sowie weitreichenden Ausgangsbeschränkungen andauere.

Stundenlange Streits und Kindergeschrei

«Das Risiko von häuslichem Missbrauch hat in den vergangenen neun Monaten zugenommen, da Familien unter zunehmendem Druck und hinter verschlossenen Türen leben», sagte NSPCC-Vertreterin Anna Edmundson.

Ausserdem falle eine Gefährdung von Kindeswohl nun häufiger auf, weil die Nachbarn wegen der Pandemie zu Hause arbeiteten. Es gebe vor allem mehr Hinweise auf stundenlangen Streit und Kindergeschrei.

Kinder besser schützen

Die Regierung müsse in ihrem Gesetzentwurf über häuslichen Missbrauch zusätzliche Vorkehrungen für Kinder treffen, forderte die NSPCC. Ohne Verpflichtung für die Kommunen, staatliches Geld zum Kindesschutz einzusetzen, könnten die Mittel in andere Projekte fliessen. Das Papier geht an diesem Montag in die Parlamentsausschüsse.

Die NSPCC warnte, dass Menschen, die als Kinder häuslichen Missbrauch erleben, später häufig Lernschwierigkeiten, Depressionen, Ernährungsprobleme und Abhängigkeit erleiden. Als Missbrauch gilt etwa auch, wenn Kinder gewalttätigen Streit zwischen Eltern erleben.

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Das Wichtigste in Kürze

  • 53 Prozent mehr Anrufe hat die britische Kinderschutzbehörde seit Krisenbeginn erhalten.
  • Gefährdungen fielen nun mehr auf, weil die Nachbarn häufiger zuhause seien.
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