Das französische Überseegebiet Neukaledonien hat am Sonntag zum dritten und vorerst letzten Mal über seine Unabhängigkeit von Frankreich abgestimmt.
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Die Inselgruppe Neukaledonien gehört zu Frankreich. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Neukaledonien hat zum dritten Mal über seine Unabhängigkeit abgestimmt.
  • Die Wahlbeteiligung in der französischen Kolonie ist massiv gesunken.
  • In den vorgegangenen Abstimmung lag sie jeweils bei über 70 Prozent, jetzt bei 41 Prozent.

Das französische Überseegebiet Neukaledonien hat am Sonntag zum dritten und vorerst letzten Mal über seine Unabhängigkeit von Frankreich abgestimmt. Das Votum, das am Abend (Ortszeit) zu Ende ging, verlief dem Sender La 1ère Nouvelle-Calédonie zufolge ohne grössere Zwischenfälle. Rund 185'000 Menschen waren zu den Urnen gerufen.

Wahlbeteiligung sinkt massiv

Die Wahlbeteiligung ist aber offiziellen Angaben zufolge im Vergleich zu den vorangegangenen Referenden 2018 und 2020, bei denen sich jeweils eine Mehrheit auf dem Archipel im Südpazifik gegen eine Abspaltung ausgesprochen hatte, massiv gesunken.

Im November 2018 hatten bis 17.00 Uhr (Ortszeit) – zwei Stunden vor Schliessung der letzten Wahllokale – rund 73 Prozent und im Oktober 2020 mehr als 79 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Am Sonntag lag die Zahl zu diesem Zeitpunkt nur bei etwa 41 Prozent.

Das französische Überseegebiet Neukaledonien stimmte am Sonntag zum zweiten Mal nach 2018 über seine Unabhängigkeit ab. Foto: Mathurin Derel/AP/dpa
Das französische Überseegebiet Neukaledonien stimmte am Sonntag zum zweiten Mal nach 2018 über seine Unabhängigkeit ab. Foto: Mathurin Derel/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Zuvor hatten vor allem Unabhängigkeitsbefürworter den von Frankreich verkündeten Zeitpunkt der Abstimmung scharf kritisiert. Separatisten befürchteten Einschränkungen der Wahlgleichheit und der Meinungsfreiheit angesichts der zeitlichen Nähe zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich im kommenden April.

Auch wegen der Corona-Pandemie drangen sie auf eine Verschiebung. Der angerufene Staatsrat wies die Bitte aber zurück. Viele Kritiker hatten deshalb zu einem Boykott der Wahl aufgerufen. Das Ergebnis des umstrittenen Referendums wurde noch in der Nacht (Ortszeit) erwartet.

Übergangsphase bis 2023

Der Ausgang der bisherigen Abstimmungen bedeutete vor allem für die Bevölkerungsgruppe der Kanaken – Neukaledoniens melanesische Ureinwohner - eine Enttäuschung. Von ihnen hoffen viele schon lange auf einen eigenen Staat.

Auf die Abstimmung am Sonntag soll eine Übergangsphase bis Juni 2023 folgen, in der je nach Ergebnis die Unabhängigkeit oder ein neuer Status Neukaledoniens vorbereitet werden soll. Der französische Minister für die Überseegebiete, Sébastien Lecornu, hatte im Sommer ein weiteres Referendum in Aussicht gestellt, durch das die in der Übergangsperiode gefundenen Wege bestätigt werden sollen.

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