Im Ukraine-Krieg zwingen Russen ukrainische Mitarbeitende Tschernobyl am Laufen zu halten. Einige sind verschwunden, Tschernobyl-Ingenieur Semjonow ist besorgt.
Ukraine-Krieg
Ein Gerüst deckt den zerstörten Reaktor in Tschernobyl ab. Es war im Ukraine-Krieg kurrzeitig von russischen Truppen eingenommen worden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Ukraine-Krieg wird die Atomruine Tschernobyl von Russland besetzt.
  • Ukrainische Mitarbeitende wurden gefangen und verschleppt.
  • Jetzt ist ein ehemaliger Mitarbeiter des Kraftwerks sehr besorgt.

Mitarbeiter des ehemaligen ukrainischen Kernkraftwerks Tschernobyl sorgen sich um ihre mutmasslich nach Russland verschleppten Kollegen. «Es bekümmert uns», sagte Ingenieur Walerij Semjonow dem russischsprachigen Ableger des britischen Senders BBC.

Die ukrainische Führung wirft Russland vor: Es habe die Belegschaft von Tschernobyl fast im Ukraine-Krieg einen Monat lang als Geiseln im Bombenschutzkeller des Gebäudes festgehalten. Und dann gewaltsam nach Russland gebracht. Die Angaben liessen sich zunächst nicht überprüfen.

Ukraine-Krieg: Belagerung von Tschernobyl

Kurz nachdem der Ukraine-Krieg am 24. Februar begann, hatten russische Truppen Tschernobyl besetzt. Um die Wartungsarbeiten an dem 1986 havarierten Atomkraftwerk kümmerte sich aber weiter ukrainisches Personal.

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Russische Soldaten haben sich Zeugenaussagen zufolge ohne Schutzkleider beim Atomkraftwerk in Tschernobyl und in verstrahlten Sperrgebieten aufgehalten. - dpa / Keystone

«Wir mussten ständig mit ihnen verhandeln und unser Bestes geben. Dies, um sie nicht zu beleidigen, damit sie unserem Personal die Verwaltung des Objekts erlaubten.» Das sagte Ingenieur Semjonow in dem am Samstag veröffentlichten Interview.

Während der russischen Besatzung fiel zwischenzeitlich auch der Strom aus. Er habe damals heimlich Treibstoff von den russischen Soldaten gestohlen. Dies, um die Notstromgeneratoren am Laufen zu halten, erzählte der ukrainische Experte nun.

Radioaktive Abfälle in Tschernobyl sind gefährlich

«Ich hatte keine Angst um mein Leben. Ich hatte Angst vor dem, was passiert, wenn ich mich nicht um die Anlage kümmere. Ich hatte Angst, dass es eine Tragödie für die Menschheit gibt.»

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Sarkophag über der Reaktorruine von Tschnerobyl - AFP/Archiv

Noch heute lagern in Tschernobyl radioaktive Abfälle. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Berichte, dass russische Soldaten in dem Wald Gräben ausgehoben haben. Und sie sich dabei angeblich selbst verstrahlt haben sollen.

«Wir haben ihnen gesagt, dass sie das nicht tun sollten, dass es zu gefährlich ist. Aber sie haben uns ignoriert», sagte Semjonow der US-Zeitung «New York Times».

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