Im Ukraine-Krieg bleibt die Lage um das Atomkraftwerk in Saporischschja ernst. Die Bevölkerung bereitet sich bereits auf das Schlimmste vor.
Geflüchtete in Saporischschja.
Geflüchtete in Saporischschja. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja wird seit Wochen beschossen.
  • Während Experten den Zustand der Reaktoren untersuchen, bangt die Bevölkerung.
  • In der Stadt stehen die Einwohner bereits für Jodtabletten Schlange.

In der südukrainischen Stadt Saporischschja befindet sich das grösste Atomkraftwerk Europas. Im Ukraine-Krieg wurde die Gegend um das Kraftwerk jüngst immer wieder beschossen.

Die Ukraine und Russland beschuldigen sich gegenseitig. Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA untersucht derzeit, ob ein Super-GAU droht. Derweil bangen vor allem Bewohner Saporischschjas um ihre Sicherheit.

So etwa die 68-Jährige Kateryna. Wie «Focus» berichtet, ist sie eine der Überlebenden der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986. Bis heute kämpft die Rentnerin mit den Folgen, unter anderem einer Schilddrüsenkrankheit.

AKW Saporischschja
Russische Truppen am AKW Saporischschja.
Raketensplitter
Ein Raketensplitter nach einem Beschuss in der Nähe des Kernkraftwerks Saporischschja. Russian Defense Ministry/AP/dpa
Ukraine-krieg Kernkraftwerk
Das Kernkraftwerk Saporischschja ist das grösste Europas.
AKW
Das Atomkraftwerk Saporischschja liegt nahe an der besetzten Halbinsel Krim.

Sie erinnert sich: «Die Bedrohung war sehr gross, aber wir haben überlebt.» Heute sei die Gefahr jedoch noch grösser: «Jetzt haben wir sechs Reaktoren, nicht einen.»

Beschiesst Russland im Ukraine-Krieg gezielt Atomkraftwerk?

Kateryna erzählt, dass zahlreiche Bewohner für Jodtabletten Schlange stehen. Die Pillen verringern im Falle einer Atomkatastrophe das Risiko einer Strahlen-Erkrankung: Das Jod blockiert die Aufnahme von radioaktivem Jod in der Schilddrüse. Letzteres wird bei einem kerntechnischen Unfall freigesetzt.

Das gefährdete Kraftwerk steht nur 50 Kilometer von Saporischschja entfernt. Die Ukraine ist sicher: Nicht nur wird das Kraftwerk beschossen – es werden dort auch rund 500 Soldaten stationiert und schwere Waffen gelagert. Die Russen dementieren diese Vorwürfe und sprechen von «Sicherheitspersonal».

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg bald endet?

Wie sich die brenzlige Lage entwickelt, bleibt abzuwarten. Örtliche Rettungsdienste sind auf das Schlimmste vorbereitet: Vor wenigen Tagen übten sie die Dekontamination radioaktiven Staubs sowie Evakuierungen der Bevölkerung.

Im Ernstfall wird eine Sirene ertönen, auf die 24 Stunden später eine zweite folgt. Diese bestätigt dann definitiv, dass radioaktiver Staub bewohnte Regionen erreicht hat.

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