Explosionen, Tote, Beschuldigungen und nebulöse Aussagen: Was passiert im Ukraine-Krieg gerade auf der Krimbrücke? Experten ordnen ein.
Die Krimbrücke ist heute Montagmorgen bei einem mutmasslichen Angriff beschädigt worden. - Telegram / Grey Zone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Montag hat die Ukraine mutmasslich die Krimbrücke attackiert.
  • Moskau spricht von einem Terrorakt, Kiew soll sich zum Angriff bekannt haben.
  • Einem Experten zufolge ist die Brücke der Ukraine ein Dorn im Auge.

Am frühen Montagmorgen ist es im Ukraine-Krieg zu einem Zwischenfall auf der Krimbrücke gekommen. Anfangs war von offiziellen Stellen noch von einem «Notfall» die Rede, mittlerweile spricht Moskau von einem «Terrorakt». Verantwortlich für den Angriff ist offenbar die Ukraine.

Laut der Nachrichtenagentur AFP stecken nach ukrainischen Angaben die ukrainische Marine und ukrainische Spezialkräfte dahinter.

Doch was steckt hinter der Attacke – und welches Ziel verfolgt Kiew damit? Russland-Experte Ulrich Schmid weiss: «Die Krimbrücke ist der ukrainischen Führung ein Dorn im Auge. Sie ist gewissermassen die Materie gewordene Annexion der Krim.»

Die Halbinsel Krim wird seit 2014, also schon seit vor dem Ukraine-Krieg, durch Russland besetzt. «Umgekehrt ist Russland stolz auf die Ingenieursleistung dieser Brücke, die ein Prestigeobjekt von Wladimir Putin ist», so Schmid.

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Bei einem mutmasslichen Angriff auf die Krimbrücke sind zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Mädchen wurde verletzt.
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Zudem kam es zu deutlich sichtbaren Schäden an der Brücke.
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Blick auf den Kreml: Moskau macht die Ukraine für den mutmasslichen Angriff verantwortlich. Letztere hat dies offiziell weder bestätigt, noch dementiert.
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Dem Sicherheits- und Strategieexperten Albert Stahel sei ein Angriff von der Ukraine aus militärischen und politischen Gründen naheliegend.
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Man wisse aber noch nicht, was passiert sei, so Stahel. Auch Russland-Experte Ulrich Schmid sagt: «Im Moment ist die Lage noch sehr unklar.»

Im Moment sei die Lage aber noch sehr unklar. Fest steht: Bereits im Oktober 2022 kam es zu einem Anschlag auf die Krimbrücke. Zwischenzeitlich wurden die Schäden repariert.

Dem Sicherheits- und Strategieexperten Albert Stahel zufolge hat die Brücke auch eine militärische Bedeutung: «Militärisch verläuft über die Brücke und die Krim ein grosser Teil des Nachschubes in die besetzten Ukraine-Gebiete am Asowschen Meer.»

Heisst: Es gibt politische und militärische Faktoren, die für einen ukrainischen Angriff auf die Krim-Brücke sprechen.

Was genau geschehen ist, wisse man noch nicht. Stahel erklärt aber: «Es ist naheliegend, dass die Ukraine Anschläge auf die Brücke verübt, damit sie unterbrochen wird. Russland selbst hat kein Interesse am Unterbruch des Verkehrs.»

Solche Angriffe seien völkerrechtlich legitim. «Russland hat die Ukraine angegriffen», stellt Stahel klar.

Was bisher über den Krim-Vorfall im Ukraine-Krieg bekannt ist

Am Montagmorgen gab es Berichte über Explosionen an der Brücke, später wurde bekannt, dass zwei Zivilisten ums Leben kamen. Laut der Internetzeitung «Ukrajinska Prawda» soll die Brücke mit Überwasserdrohnen angegriffen worden sein.

Kiew hat sich inzwischen offenbar zu dem Angriff bekannt, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Sicherheitskreise meldet. Eine offizielle Bestätigung aus der Ukraine gibt es bislang noch nicht – nur vage Aussagen.

So sagte der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdiensts dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Kiew: «Man kann nur die Worte des Militärgeheimdienstchefs Kyrylo Budanow zitieren, dass ‹die Krimbrücke eine überflüssige Konstruktion ist›».

Glauben Sie, dass die Ukraine mit ihrer Gegenoffensive erfolgreich sein wird?

Und der ukrainische Geheimdienst SBU giftet auf Twitter: «Erneut hat sich die Brücke ‹schlafen› gelegt. Und eins... zwei!»

Im russischen Telegram-Kanal «Grey Zone» heisst es, im Ukraine-Krieg sei ein Brückenbogen eingestürzt. Fotos und Videos zeigen ein beschädigtes Auto und Schäden an der Brücke. Unabhängig verifizieren lassen sich die Aufnahmen nicht.

Dem russischen Verkehrsministerium zufolge sei die Fahrbahn beschädigt, die Brückenkonstruktion aber intakt. Nach dem Vorfall wurde sämtlicher Verkehr auf der Brücke eingestellt. Der Zugverkehr wurde nach Behördenangaben mittlerweile wieder aufgenommen, für Autos bleibt die Brücke gesperrt.

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