Im Ukraine-Krieg geriet Asowstal-Kämpfer Mikhailo Dianov in russische Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung berichtet er von den schlimmen Zuständen im Knast.
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Ukraine-Krieg: Asowstal-Kämpfer Mikhailo Dianov vor und nach der russischen Kriegsgefangenschaft. - Twitter/@DefenceU

Das Wichtigste in Kürze

  • Mykhailo Dianow geriet im Asowstal-Stahlwerk in russische Gefangenschaft.
  • Bei einem Gefangenenaustausch kam er vor kurzem frei.
  • Nun berichtet der Ukrainer von Folter, Demütigung und Schmerzen im Russen-Knast.
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Das Bild des ukrainischen Soldaten, der mit einem verbundenen Arm im Asowstal-Stahlwerk in Mariupol ausharrte, ging um die Welt. Trotz seiner Verletzung, die er sich im Ukraine-Krieg zugezogen hatte, zeigte er das Siegeszeichen und versuchte zu lächeln.

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Mikhailo Dianov wurde im Ukraine-Krieg von den Russen gefangen genommen. - Keystone

Kurze Zeit später geriet Mikhailo Dianov in russische Kriegsgefangenschaft. Jetzt ist er dank eines Austausches aus der Gefangenschaft zurückgekehrt – und ist kaum wiederzuerkennen.

Der Bild-Vergleich ist schockierend: Nach vier Monaten Russen-Knast ist der Marinesoldat völlig abgemagert, sein Arm angeschwollen und unnatürlich verrenkt. Das Oleniwka-Gefängnis bezeichnet Dianov selbst als «Konzentrationslager».

Ukraine-Krieg: Gefangener Soldat nahm in Russen-Knast 40 Kilo ab

«Sie haben uns wie Tiere behandelt», sagt der ukrainische Soldat in einem Interview mit «Sky News». Dianov berichtet von Schlägen mit Stöcken, von Elektroschocks und von Nadeln unter den Fingernägeln. Er sagt, dass er in Einzelhaft gesteckt und gefoltert worden war.

Insgesamt habe er im Gefängnis 40 Kilo verloren. Da die Zeit zum Essen sehr begrenzt gewesen sei, konnte Dianov seinen Hunger oft nicht stillen: «Nach 30 Sekunden essen mussten wir sofort aufstehen und wegrennen», berichtet der Ukrainer.

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So sah das Asowstal-Gelände nach wochenlangen Kämpfen aus.
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Im Innern des Stahlwerks haben die ukrainischen Soldaten Betten aus Holzpaletten gebastelt.
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Improvisierte Wäscheleinen, die von den ukrainischen Soldaten gebraucht wurden.
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Ein Luftschutzbunker, in dem ukrainische Soldaten lebten, mit Bildern von getöteten Asow-Soldaten und dem Schild «Helden sterben nicht».
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Ein Journalist zeigt das Foto eines ukrainischen Soldaten, das in den Ruinen des Metallurgischen Kombinats Asowstal in Mariupol gefunden wurde.

Im russischen Gefängnis habe er seine Familie, sein Land und alles andere vergessen. «Das Einzige, woran du denkst, ist Essen», sagt Dianov. Er sei gemeinsam mit 800 weiteren Gefangenen in einen kleinen Block gesteckt worden, wo die Bedingungen verheerend gewesen seien.

Das beweist zum Beispiel die Vorgehensweise der Russen bei der Operation von Dianovs gebrochenem Arm: «Ich wurde rücksichtslos mit einer Zange und ohne Betäubung operiert.» Die Verletzung verheilte nicht, noch immer sieht der Arm vom Ukrainer unnatürlich verrenkt aus.

Sollte Russland für seine Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden?

Nebst den körperlichen Verletzungen leiden die freigelassenen Asow-Kämpfer auch an den psychischen Folgen: «Jeder ist traumatisiert. Ich halte mich für einen psychisch starken Menschen, aber für mich haben viele Dinge ihren Wert verloren.»

Die Gefängnisbedingungen im Ukraine-Krieg zu überprüfen, ist nicht einfach. Wenn die Beschreibungen von Dianov aber stimmen, verstossen sie klar gegen die Genfer Konventionen.

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