Dir türkische Armee und ihre Verbündeten haben ihre Angriffe in Nordsyrien am Sonntag fortgesetzt. Dabei konnten offenbar Angehörige von IS-Kämpfern fliehen.
Syrischer Kämpfer nahe der Grenzstadt Ras al-Ain
Syrischer Kämpfer nahe der Grenzstadt Ras al-Ain - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Türkische Truppen setzen die Angriffe auf kurdische Kämpfer in Nordsyrien fort.
  • Dabei konnten auch Angehörige von IS-Kämpfern aus den Gefangenen-Lagern fliehen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete über erbitterte Gefechte in Suluk nahe der syrischen Grenzstadt Tal Abjad. Die türkische Armee habe Teile der Ortschaft erobert. An einer weiteren Front bei Ras al-Ain drängten kurdische Kämpfer die türkischen Truppen laut der Beobachtungsstelle zurück.

Ein Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bestätigte die Angaben über die Kämpfe in Suluk. «Die Türken versuchen, die Kontrolle zu übernehmen», sagte er.

Dabei konnten gemäss kurdischen Angaben Familien von IS-Kämpfern aus einem Gefangenen-Lager fliehen. Die Frauen und Kinder seien nach Luftangriffen der türkischen Armee aus der Einrichtung in Ain Issa geflüchtet, teilten die kurdische Behörden in der Region am Sonntag mit.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte ebenfalls, dass "rund hundert" ausländische Frauen und Kinder aus dem Lager geflüchtet seien. Zu ihren Nationalitäten machte die in London ansässige Organisation keine Angaben.

Wie ein Journalist der örtlichen Nachrichten dazu auf Twitter schreibt, seien es «mindestens 100, die fliehen konnten». Zudem seien viele dieser als Familien-Angehörige bezeichneten dafür verurteilt worden, IS-Kämpfer zu sein.

In den von Kurden kontrollierten Lagern sind insgesamt etwa 12'000 ausländische Angehörige von IS-Mitgliedern untergebracht - 4000 Frauen und 8000 Kinder. Insgesamt sind in den Lagern mehrere zehntausend Familien mit Kindern. In den kurdischen Gefängnissen in Nordsyrien sind ausserdem rund 12'000 ehemalige IS-Kämpfer inhaftiert, unter ihnen bis zu 3000 ausländische Dschihadisten aus insgesamt 54 Ländern.

Bereits über 120 Menschen bei Kämpfen in Syrien gestorben

Kurdische Kämpfer leisten weiterhin Widerstand. Auch in der nordsyrischen Grenzstadt Ras al-Ain dauerten die Kämpfe am Sonntag an. Die türkischen Einheiten und ihre syrischen Verbündeten seien in mehreren Gegenden zurückgedrängt worden, sagte der SDF-Sprecher. Die Beobachtungsstelle bestätigte diese Angaben.

Seit dem Beginn der Offensive am Mittwoch wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle inzwischen mehr als 85 kurdische Kämpfer sowie rund 40 Zivilisten getötet. Die Angaben der in London ansässigen Organisation sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. Auf türkischer Seite wurden nach Angaben Ankaras 18 Zivilisten getötet. Bei den Kämpfen in Nordsyrien seien ausserdem vier Soldaten getötet worden.

Nach UN-Angaben flohen bereits mehr als 130.000 Menschen vor den Kämpfen. Das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) warnte am Sonntag davor, dass bis zu 400.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben werden könnten.

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