Tuifly: Belegschaft attackiert Management
Der angekündigte harte Sparkurs bei der Fluggesellschaft Tuifly macht die Belegschaft wütend. Sie gibt dem Management eine Mitschuld an der jetzigen Situation.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Tui-Airline Tuifly hat am vergangenen Freitag einen harten Sparkurs angekündigt.
- Die Belegschaft kritisiert das Management und verspricht «knallharte Verhandlungen».
Vor den Verhandlungen über den geplanten Stellenabbau bei Tuifly bahnt sich ein heftiger Konflikt zwischen Belegschaft und Unternehmensführung an. «Den Plänen des Managements, massenhaft Personal freizusetzen, werden wir gemeinsam mit allen Mitteln entgegentreten.» Dies heisst es in einem internen Brief eines Krisenstabs der Arbeitnehmervertreter von Tuifly.
Es soll «für jeden einzelnen Arbeitsplatz, egal an welcher Stelle unseres Unternehmens» gekämpft werden. Das Schreiben ist unter anderem unterzeichnet von Betriebsräten sowie von den Gewerkschaften Verdi und Vereinigung Cockpit (VC).

Am Freitag war bekanntgeworden, dass die Fluggesellschaft auf etwa die Hälfte ihrer Jets verzichten und mindestens drei Basen dichtmachen will. Hunderte weitere Stellen im Tui-Konzern könnten dabei abgebaut werden. Tui-Chef Fritz Joussen hatte die Mitarbeiter bereits über Eckdaten der Kürzungspläne informiert.
Tourismus und Luftverkehr gehören zu den am schwersten von der Corona-Pandemie getroffenen Branchen. Tui erhielt bereits einen staatlichen Hilfskredit über 1,8 Milliarden Euro.

Die Mitarbeitervertreter von Tuifly hatten sich «aufgrund der akuten Bedrohungslage für unsere Airline und unsere Arbeitsplätze» abgestimmt. Alle Mitbestimmungsorgane und beide Gewerkschaften seien sich absolut einig: Diese «vollkommen überzogenen, ungerechtfertigten und vor allem von uns unverschuldeten Massenentlassungen» müssten «mit maximalem Druck beantworten werden», schrieben sie. Sie warfen dem Management vor, die Corona-Krise zumindest teilweise als Vorwand für die geplanten Kürzungen zu verwenden.
Tuifly: Belegschaft verspricht «knallharte Verhandlungen»
An das Management erging eine Warnung: «Der Abbau auf 17 Flugzeuge, die Schliessung und Verlagerung ins Ausland vieler Bodenfunktionen und Technik, die Schliessung vieler Basen etc. ist für uns vollkommen inakzeptabel und kann niemals die Grundlage für nun aufzunehmende Verhandlungen darstellen.» In der kommenden Woche sollen Gespräche über die Pläne geführt werden - die Belegschaftsvertreter kündigten «knallharte Verhandlungen» an.
Bei Tuifly gibt es rund 2000 Vollzeitstellen, davon 1400 Piloten und Flugbegleiter. Wie viele Jobs wegfallen, soll in den Gesprächen zwischen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern geklärt werden. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sprach von 700 betroffenen Beschäftigten im Flugdienst, darunter etwa 270 Piloten. Der Konzern wollte die Zahlen nicht bestätigen.