Unwetter: Zahl der Todesopfer steigt auf 205
Das Wichtigste in Kürze
- Schwere Unwetter haben in Valencia Todesopfer gefordert und Schäden angerichtet.
- Hintergrund der Katastrophe ist das sogenannte «Dana»-Phänomen.
- Im Nau.ch-Ticker bleibst du informiert.
In Valencia haben verheerende Unwetter zahlreichen Menschen das Leben gekostet. Am Donnerstag gehen die Aufräumarbeiten weiter. Hier gibt es die neusten Infos im Ticker.
13.06: Die Zahl der Todesopfer ist laut den spanischen Behörden auf 205 gestiegen.
12.23: Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles will in die von den Unwettern zerstörten Gebiete noch mehr Soldaten schicken als die bereits eingesetzten 1.700.
Die Zahl werde so lange aufgestockt, wie es nötig sei für Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, sagte sie am Freitag im staatlichen Sender RTVE. Betroffen sind vor allem Gemeinden und Orte in der Mittelmeerregion Valencia nahe der gleichnamigen Grossstadt.
Bei den Unwettern vom Dienstag waren nach bisheriger Bilanz mindestens 158 Menschen ums Leben gekommen. Allein 155 in der Region Valencia.
10.43: Am dritten Tag nach den schweren Unwettern sind weiter viele Gemeinden von der Aussenwelt abgeschnitten. Sie müssen Hilfe für die Einwohner auf eigene Faust organisieren.
«Es fehlt an allem.» Dies sagte die Bürgermeisterin des stark verwüsteten Ortes Catarroja südlich von Valencia, Lorena Silvent, am Morgen im staatlichen Sender RVTE. «Alles ist willkommen – Essen, Trinkwasser, Geräte zur Wiederherstellung der Wasserversorgung, Kleidung.» Auch die Stromversorgung und die Telekommunikationsnetze seien nicht überall wieder hergestellt.
Silvent plant nun, Versorgungspunkte in dem knapp 30'000 Einwohner zählenden Ort aufzubauen. Dort sollen Spenden wie Lebensmittel und Kleidung verteilt werden. Auch wolle sie eine Anlaufstelle für medizinische Versorgung rund um die Uhr einrichten. Wann sie staatlich organisierte Hilfe erwarte, sagte sie nicht.
Bürgermeister: «Wir mussten einen Supermarkt ausräumen»
Auch in anderen Orten organisieren Bürgermeister mittlerweile Hilfe für die Einwohner. «Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen.» Dies sagte der Bürgermeister des Orts Alfafar, Juan Ramón Adsuara, dem Fernsehsender À Punt in der Provinz Valencia. In der Gemeinde mit 20'000 Einwohnern gebe es noch Menschen, die mit Leichen in ihren Häusern lebten.
Spaniens Regierung kündigte für Freitag an, dass weitere 500 Soldaten in den betroffenen Gebieten zur Verstärkung eingesetzt werden. Mehr als 1200 Soldaten helfen bereits zusätzlich zu Rettungskräften mit.
Höchste Warnstufe für mehrere Regionen
07.51: Aufgrund von neuen starken Regenfällen gilt für einige spanische Regionen die höchste Warnstufe. Der Wetterdienst des Landes hat sie für die Regionen Huelva, Andévalo und El Condado im Südwesten ausgerufen. Die Warnung besteht zunächst für den Freitagmorgen.
In Huelva machen sich die Regenfälle bereits bemerkbar. Videos auf Social Media zeigen überflutete Strassen. Informationen zu Schäden liegen noch nicht vor.
«Es wird geschätzt, dass die Niederschläge in den nächsten Stunden mit grosser Intensität anhalten werden», so der Wetterdienst.
Für die Baleareninseln Mallorca und Menorca, sowie einen Abschnitt der spanischen Ostküste gilt die zweithöchste Gefahrenstufe. Betroffen ist das Gebiet rund um die Stadt Valencia, sowie ein Teil Kataloniens.
03.06: Nach den extremen Regenfällen in Spanien mit mindestens 158 Toten fehlt es an vielen Orten an Lebensmitteln, Wasser und Strom. Spaniens Regierung kündigte an, von Freitag an weitere 500 Soldaten in die betroffene Region zu entsenden. Um die Logistik und die Verteilung von Hilfsgütern sicherzustellen.
16.34: Die Zahl der Toten nach den verheerenden Unwettern ist auf mindestens 158 gestiegen. Allein in der am schwersten betroffenen Region Valencia im Osten des Landes wurden 155 Leichen geborgen, wie die Regionalregierung mitteilte.
Weitere drei Opfer gab es in den Regionen Andalusien und Kastilien-La Mancha. Dutzende Menschen gelten nach wie vor als vermisst.
Dieses Phänomen steckt hinter Jahrhundertflut – wie Hurrikan
16.00: Hinter der Jahrhundertflut in der Region Valencia steckt das sogenannte «Dana»-Phänomen. «Dana» steht dabei für «depresión aislada en niveles altos». Auf Deutsch lässt sich das mit «isoliertes Tief in grosser Höhe» übersetzen.
Brisant: Die Intensität des «Dana»-Phänomens ist «vergleichbar mit einem karibischen Hurrikan oder einem asiatischen Taifun». Das sagt der spanische Wetter- und Klimaforscher Jorge Olcina gegenüber der Nachrichtenagentur EFE.
Das Phänomen tritt vor allem im September und Oktober häufiger auf der iberischen Halbinsel auf. Dabei schieben sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer.
Dadurch, dass die kalte Luft auf das warme Meer trifft, können grosse und schwere Regenwolken entstehen. Diese kann man sich als gefüllte Wasserballone vorstellen, die von Stürmen vorangetrieben werden.
Das kommt immer häufiger vor. Und die Erderwärmung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Olcina warnt: Früher kam es rund alle 15 Jahre zu solchen Situationen. Jetzt tritt das «Dana»-Phänomen hingegen rund alle fünf Jahre ein.
Denn: Steigt die Temperatur des Meeres, wird auch der Niederschlag heftiger. «Alles über 20 Grad ist schon gefährlich», sagt der Experte. Aktuell liegt die Temperatur des Mittelmeers bei 23 Grad.
Zahl der Toten steigt auf 140
15.53: Die Zahl der Todesopfer steigt rasant an. Wie die staatliche Nachrichtenagentur EFE meldet, ist sie mittlerweile auf 140 gestiegen. Viele Menschen werden noch immer vermisst.
«Unwetter sind noch nicht vorbei»
14.59: Nach den schweren Unwettern in Spanien mit mindestens 95 Toten drohen weitere Regenfälle. Der Wetterdienst Aemet gab eine Hochwasserwarnung für die gesamte Provinz Castellón aus.
Die Provinz gehört ebenfalls zur von heftigen Regenfällen am Dienstag stark getroffenen Mittelmeerregion Valencia. Sie war bisher von dem Wetterphänomen «Kalter Tropfen» verschont geblieben, das jetzt gen Nordosten weiterzieht.
«Die Unwetter sind noch nicht vorbei», warnte auch Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez bei einem Besuch in Valencia. Dort sicherte er den Menschen die Unterstützung der Zentralregierung in Madrid zu. Alleine in Valencia selbst und der gleichnamigen Provinz wurden 92 der bisher bestätigten 95 Toten geborgen.
Mutter und Baby in den Fluten gestorben
14.24: Fast hundert Todesopfer hat das Unwetter in Spanien gefordert. Dahinter stecken viele traurige Schicksale – wie zum Beispiel das von Antonio T.*
Er konnte seine Partnerin (†34) und ihr drei Monate altes Baby nicht retten, als ihr Auto von Wassermassen verschlungen wurde. «Ich versuchte, aus dem Fenster zu steigen und die beiden zu befreien, denn das Wasser stand anderthalb Meter hoch. Aber die Kraft war brutal», sagt der 59-Jährige zur Zeitung «El País».
Er konnte lediglich sich selber befreien und den Wagen befestigen. Doch das Baby und die Mutter blieben im Fahrzeug gefangen, während die Strömung es nach unten drückte.
«Das Letzte, was ich sah, war, wie sie vom Autodach aus um Hilfe schrie», berichtet der Familienvater. «Es war unmöglich, sie zu retten.»
Bürgermeister: «In der Falle wie Ratten»
13.13: Besonders hart haben die Unwetter in Spanien die Stadt Utiel in der Region Valencia getroffen.
Bürgermeister Ricardo Gabaldon hat gegenüber «Las Provincias» und RTVE seine Erfahrungen geschildert. Er konnte keine genaue Zahl nennen, aber sagte, dass nicht alle Einwohner die Unwetter überlebt haben.
Der Dienstag sei der schlimmste Tag seines Lebens gewesen, so Gabaldon. «Wir sassen in der Falle wie Ratten», erzählt der Bürgermeister. Und weiter: «Autos und Müllcontainer strömten die Strassen hinunter. Das Wasser stieg bis zu drei Meter hoch.»
Ein Barbesitzer erzählt dem «Guardian» zudem, dass die Leute in Utiel sich zunächst über den Regen gefreut hätten. Ihr Land habe dringend Wasser gebraucht. «Aber um 12 Uhr hatte der Sturm richtig zugeschlagen und wir waren alle ziemlich erschrocken», so der Mann.
Dutzende Menschen gelten nach Unwetter als vermisst
12.30: Trotz zahlreicher Geretteter werden noch immer viele Menschen vermisst. Verteidigungsministerin Margarita Robles erklärte die Suche nach ihnen zur Priorität des Tages, wie sie dem TV-Sender Telecinco sagte.
Die Ministerin nannte keine Zahl, aber laut Medien gelten Dutzende Menschen als vermisst. In den Fokus rückt nun die Frage, ob die Behörden nicht früh genug vor der Gefahr gewarnt haben. Das ganze Ausmass der Schäden war auch am Donnerstagmittag noch unklar.
Von «vielen» Menschen wisse man gar nichts über deren Schicksal, sagte die Ministerin. Im besonders stark betroffenen Valencia soll das Militär gezielt in den Ortschaften Paiporta und Masanasa nach Menschen in Not suchen. In der Mittelmeerregion wurden 92 der bisher bestätigten 95 Toten gefunden.
Aufräumarbeiten dauern an – Regierungschef kontert Vorwürfe
09.30: Nach dem heftigen Unwetter mit mindestens 95 Toten in Spanien gehen die Rettungs- und Aufräumarbeiten weiter.
Eine erste Phase sei bereits abgeschlossen worden. Das sagte der Regierungschef der am meisten betroffenen Region Valencia, Carlos Mazón, in der Nacht zum Donnerstag. Nach etwa 70 Einsätzen aus der Luft seien augenscheinlich alle Menschen gerettet worden, die auf Hausdächer geflüchtet waren.
Die Einsatzkräfte hätten inzwischen auch alle betroffenen Ortschaften erreichen können. Auch die Suche nach Vermissten wird fortgesetzt. Im Laufe des Morgens wird Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez in Valencia erwartet.
Mazón wies zugleich Kritik zurück, die Bevölkerung sei zu spät vor den Wassermassen gewarnt worden. Erste Warnungen seien bereits am Sonntag ausgesprochen worden. Die Verantwortlichen hätten sich strikt an die Protokolle des Zivilschutzes gehalten.
Bei extrem starkem Niederschlag waren am Dienstag immer mehr Flüsse über die Ufer getreten. Mancherorts fiel innerhalb von einem Tag so viel Regen wie sonst in einem Jahr.
Der Wetterdienst Aemet sprach von einem «historischen Unwetter». Dem schlimmsten solcher Art in diesem Jahrhundert in der bei Urlaubern beliebten Region Valencia.
* Name der Redaktion bekannt.