In Süddeutschland ist ein verurteilter Mörder aus dem Gefängnis ausgebrochen und auf der Flucht. Nun spricht seine Ehefrau und verteidigt ihren Mann.
Gefängnis
Aus dem Gefängnis Bruchsal brach Aleksandr Perepelenko aus und erhebt nun schwere Vorwürfe. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aleksandr Perepelenko befindet sich nach dem JVA-Ausbruch weiter auf der Flucht.
  • Der in Deutschland wegen Mordes verurteilte Mann, will offenbar seine Unschuld beweisen.
  • Seine Frau sagt, ihr Ehemann «zu recht auf der Flucht» und hält weiter zu ihm.

Aleksandr Perepelenko ist Ende Oktober aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bruchsal in Süddeutschland ausgebrochen. Der verurteilte Mörder befindet sich seither auf der Flucht. Entkommen war der 43-jährige Deutsch-Kasache auf einer bewachten Ausführung, wo er sich mit seiner Frau und seinen zwei Kindern traf. Nun spricht seine Frau erstmals öffentlich über den verurteilten Straftäter und verteidigt ihn.

«Es sollte ein ganz normaler Ausflug sein», sagt die Frau am Telefon über den Spaziergang am Baggersee mit ihrem Mann. Sie habe nicht damit gerechnet, dass er einfach abhaue. Niemand hätte wohl damit gerechnet, schliesslich war es bereits der neunte solche Ausflug. Eine Fluchtgefahr wurde nie befürchtet.

Aleksandr Perepelenko
Die Polizei fahndet nach dem verurteilten Mörder Aleksandr Perepelenko. - Polizei Pforzheim

Die Frau führt fort: «Wir haben diese Ausflüge schon oft gemacht und immer lief alles gut.» Sie könne sich nicht an den Moment der Flucht erinnern, meint sie weiter. «Alles ist an mir vorbeigezogen wie ein Film». Die JVA-Beamten hätten ihren Job gemacht, aber ihr Mann sei «schon über alle Berge» gewesen.

Offenbar rannte der verurteilte Mörder zunächst in einen Wald, dort verlor sich seine Spur. Seine durchtrennte elektronische Fussfessel wurde später aufgefunden. Seine Frau ist der Meinung, dass in der JVA «Schlimmes mit ihm passiert» sein müsse. Er würde sonst nicht zu so einer Massnahme greifen, behauptet sie.

«Es ist ihm ein Anliegen, seine Unschuld zu beweisen»

Die 40-Jährige wurde von der Polizei befragt. Sie wird nicht beschuldigt, etwas mit der Flucht zu tun gehabt zu haben, doch hält weiterhin zu dem verurteilten Straftäter. Sie ist überzeugt davon, dass er unschuldig ist.

Sie erzählt von einem «Psychokrieg», den sie durchleide. «Mehrfach habe ich versucht, gemeinsam mit den Anwälten meines Mannes eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen.»

Ohne Erfolg. Sie ist auch überzeugt davon, dass ihr Mann «zurecht» auf der Flucht ist. «Er würde so etwas nicht tun. Es muss endlich Gerechtigkeit für unsere Familie geben, damit wir ein normales Leben anfangen können.»

Aleksandr Perepelenko
Aleksandr Perepelenko entfernte nach seiner Flucht seine Fussfessel. - dpa

Seit der Flucht im Oktober hat sie bisher nichts mehr von ihrem Mann gehört. Sie betont, dass sie sich in ihrer Wohnung zunehmend unwohl und beobachtet fühle. «Ich glaube, dass alle Räume in unserer Wohnung verwanzt sind. Aber wenn das deren Job ist, dann müssen sie das tun, ich habe nichts zu verheimlichen.»

Die Ehefrau des flüchtigen erwähnt ausserdem, dass sie glaube, dass sich Perepelenko bei Wiederaufnahme des Verfahrens, stellen würde. «Es ist ihm ein Anliegen, seine Unschuld zu beweisen, dafür wird er aus seinem Versteck kommen.» Wie die «Bild» berichtet, bereiten seine Anwälte derzeit einen entsprechenden Antrag vor.

Brief an Mithäftling ist das einzige Lebenszeichen

Das einzige Lebenszeichen von Perepelenko gab es bislang zehn Tage nach seiner Flucht: Ein mutmasslich von ihm verfasster Brief! Darin versucht er in gebrochenem Deutsch seine Flucht zu erklären. Er spricht von «Demütigung», «Schikane» und «schädlichen Einflüssen» in der JVA und meint, er habe sich diesen «entzogen».

Über den Brief berichteten mehrere deutsche Medien. Das Schreiben erhielt Ex-Mithäftling Oleg Jung, der sechs Jahre mit Pereplenko in der JVA sass. Auch dieser ist von dessen Unschuld überzeugt und sagt: «Er will keine Rache, nur Gerechtigkeit.»

Nach Perepelenko wird weiterhin europaweit gefahndet.

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