Der Vorschlag des italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, den Start der Skisaison europaweit zu verschieben, sorgt für Diskussionen.
Bügel eines Schleppliftes hängen in schneebedeckter Landschaft. Wegen der Massnahmen um das Coronavirus müssen Skilifte geschlossen bleiben. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Bügel eines Schleppliftes hängen in schneebedeckter Landschaft. Wegen der Massnahmen um das Coronavirus müssen Skilifte geschlossen bleiben. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Italien will die Skigebiete bis 10. Januar geschlossen halten.
  • Der Ministerpräsident fordert eine europaweite Verschiebung des Saisonstarts.
  • Dies löst in Europa Diskussionen aus.

Auf Einnahmen aus der Wintersportsaison trotz Corona-Krise hoffen immer noch zahlreiche Menschen und Regierungen. Italiens Vorstoss, den Saisonstart wegen der Pandemie europaweit zu verschieben, sorgt deshalb für Diskussionen.

Vorschlag stösst auf Widerstand

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiss, sieht ein generelles Verbot der Ski-Saison kritisch.

Unter anderem will Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte Skigebiete angesichts der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten.

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Giuseppe Conte ist der Ministerpräsident von Italien. Foto: Lapresse/Pool LaPresse/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Der CDU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch: «Sicherheit geht auch im Winter vor. Aber ich bin davon überzeugt, dass Skifahren in einem gewissen Umfang und unter klaren Kriterien wie zum Beispiel einer maximal erlaubten Anzahl von täglichen Skipässen ohne Probleme möglich ist. Wir sollten Dinge möglich machen, wo man Sicherheit schaffen kann. Ein generelles Verbot halte ich für falsch.»

Neben dem nachvollziehbaren Wunsch vieler Menschen, mal raus zu kommen, sei die Skisaison auch für viele Regionen Deutschlands ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

Streit unter den Alpenländern

Die gesamte Reise-, Tourismus- und Veranstaltungsbranche sei wirtschaftlich an einer Belastungsgrenze angekommen, so Bareiss.

«Weitere Lockdown-Massnahmen und Finanzhilfen müssen Hand in Hand gehen. Es wird eine finanzielle Herausforderung, aber die Menschen können sich drauf verlassen, wir lassen niemanden im Regen stehen.» Bund und Länder wollen den Teil-Lockdown in Deutschland voraussichtlich bis kurz vor Weihnachten verlängern. Der Bund plant weitere Finanzhilfen.

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Zwei Skifahrer auf einem Lift. (Symbolbild) - Keystone

Italiens Vorstoss über einen späteren Start der Wintersportsaison in der EU sorgt für Streit unter den Alpenländern.

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte will Skigebiete angesichts der Corona-Pandemie mindestens bis zum 10. Januar geschlossen halten. «Es ist nicht möglich einen Winterurlaub zuzulassen, wir können uns das nicht leisten», sagte Conte im Interview mit dem Fernsehsender «La7».

Länderübergreifende Regelung gefordert

Italien strebt demnach in Abstimmung unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron einen europäischen Fahrplan zur schrittweisen Öffnung der Skigebiete an. Einigkeit herrscht unter den Regierungschefs Medienberichten zufolge darüber, dass unkoordinierte und zu schnelle Öffnungen wie im Sommer ein Fehler wären.

Wenigstens eine länderübergreifende Regelung forderten auch die italienischen Regionen: Wenn Skipisten geschlossen würden, sollte das für ganz Europa gelten, sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, der Zeitung «Corriere della Sera» (Dienstag). Man könne das Skifahren nicht im italienischen Südtirol verbieten und es aber im österreichischen Kärnten erlauben.

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Der österreichische Finanzminister Gernot Blümel. - Keystone

Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit entsprechenden Vorkehrungen um jeden Preis öffnen zu wollen, reagierte dagegen am Dienstag mit vehementer Ablehnung. Finanzminister Gernot Blümel forderte Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU, falls Skilifte tatsächlich über die Weihnachtsferien stillstehen sollen.

Österreich rechne dadurch mit einem Umsatzausfall von 800 Millionen Euro für jede der Ferienwochen. «Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu 2 Milliarden Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen», teilte Blümel am Dienstag mit.

«Wir haben in Österreich für all jene Bereiche, die wir behördlich geschlossen haben, in kürzester Zeit einen Umsatzersatz auf die Beine gestellt. Wenn Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann muss die EU einen Skifahr-Ausfallsersatz leisten», forderte Blümel.

Conte bekommt Rückendeckung

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützte den italienischen Vorstoss. «Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung», sagte er am Dienstag in München.

Wer in Risikogebieten Skifahren gehe, müsse zehn Tage in Quarantäne. «Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall.»

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Reinhold Messner ist einer der bekanntesten Bergsteiger der Welt. - Keystone

Rückendeckung bekam Conte daneben auch von der italienischen Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Bis Januar mit dem Öffnen der Pisten und Betriebe zu warten, wenn es bis dahin die Ansteckungswerte erlauben sei keine Wahl, sondern ein Muss, sagte der 76-Jährige der Zeitung «La Repubblica» (Dienstag).

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