Mit dem Nato-Beitritt hat sich Finnland aus Russen-Sicht «dem Feind» angeschlossen. Laut einem Experten bleiben Putin nur wenige Optionen, darauf zu reagieren.
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Militärangehörige bereiten sich darauf vor, die finnische Flagge während einer Zeremonie am Rande des Nato-Aussenministertreffens in Brüssel zu hissen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Finnland ist feierlich als 31. Nato-Mitglied aufgenommen worden.
  • Gemäss Experten könnte Putin darauf mit stärkerer U-Boot-Präsenz in der Ostsee reagieren.
  • Die Nato kann durch Finnland jedoch ihre Ostflanke deutlich verstärken.

Heute wurde Finnland feierlich als 31. Mitglied des Verteidigungsbündnisses Nato aufgenommen. Damit hat der Aufnahmeprozess nicht einmal ein Jahr gedauert. Finnland hatte sich nach Beginn des Ukraine-Kriegs für den Beitritt entschieden.

Dass das Nachbarland jetzt zur Nato gehört, dürfte Russland und Kremlchef Wladimir Putin gar nicht gefallen. «Aus russischer Sicht hat sich Finnland dem Feind angeschlossen», sagt Russland-Experte Ulrich Schmid zu Nau.ch. Schliesslich spreche der Kreml davon, dass sich Russland in einem Krieg mit der Nato befinde.

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Gemäss Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist die Aufnahme Finnlands zudem ein klares Zeichen für das Scheitern von Putins Politik. Putin sei mit dem Ziel in den Ukraine-Krieg gezogen, in Europa weniger Nato-Präsenz zu haben und eine Bündniserweiterung zu verhindern. Nun habe er genau das Gegenteil erreicht.

Russland könnte mit U-Booten und Cyberangriff reagieren

Das russische Aussenministerium kritisierte, ein Nato-Beitritt des Nachbarn werde den russisch-finnischen Beziehungen schweren Schaden zufügen. Bereits im Mai 2022 drohte der Kreml mit einer «entsprechenden militärischen Antwort».

Gemäss Schmid bleiben Putin jedoch nur wenige Optionen. «Möglicherweise wird er verstärkte U-Boot-Präsenz in der Ostsee anordnen», meint der Experte der Universität St.Gallen.

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Militärangehörige bereiten sich vor dem Nato-Hauptsitz in Brüssel darauf vor, die finnsiche Flagge zu hissen.
Finnland ist Mitglied der Nato
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Finnlands Aussenminister Pekka Haavisto und US-Aussenminister Antony Blinken beim Überreichen der Beitrittsurkunde an Finnland.
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Die Nato-Flagge (Mitte) und die Flagge Finnlands flattern über dem Gebäude des Aussenministeriums in Helsinki.

Die Nato hält es zudem für denkbar, dass Russland mit Cyberangriffen gegen Ziele in Finnland reagieren wird. Oder der Kreml könnte versuchen, mit verstärkten Aktivitäten der Luftstreitkräfte die finnische Bevölkerung zu beunruhigen.

Für die Nato bedeutet das neue Mitgliedsland seinerseits vor allem eine erweiterte Beistandspflicht. Sollte Finnland von Russland angegriffen werden, würde dies als Angriff auf alle Nato-Staaten angesehen werden. Dann wäre jeder Alliierte aufgefordert, Beistand zu leisten.

«Nato stärkt ihre Ostflanke»

Gemäss Schmid hat die Erweiterung aber grosse Vorteile für die Nato. «Finnland ist ein willkommener Partner. Die Nato stärkt mit dem Beitritt ihre Ostflanke», erklärt er.

Zugleich wird das 1949 gegründete Bündnis durch den Beitritt Finnlands grösser und schlagkräftiger. Nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verfügt das nördlichste EU-Land über gut ausgestattete und trainierte Streitkräfte. Derzeit investiert Finnland ausserdem in mehr als 60 hochmoderne Kampfjets vom Typ F-35.

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Finnland will vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges die Militärausgaben stark erhöhen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/EPA/MAXIM SHIPENKOV

Die Grösse der finnischen Streitkräfte wird vom International Institute for Strategic Studies (IISS) mit 19'000 Männern und Frauen angegeben. Hinzu kommen rund 238'000 Reservisten. Für den Schutz der Landgrenzen verfügt Finnland unter anderem über etwa 100 Kampfpanzer von Typ Leopard 2A6 sowie Hunderte Artilleriegeschütze.

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