Bundesinnenminister Horst Seehofer hat seine Ferien unterbrochen um über die Tötung eines achtjährigen Kindes im Frankfurter HB zu informieren.
Der deutsche Innenminister Horst Seehofer informiert über das Tötungs-Delikt in Frankfurt.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Mann stiess am Montagvormittag einen Jungen und seine Mutter vor einen ICE.
  • Der achtjährige Bube kommt ums Leben. Der Täter: ein Eritreer mit Wohnsitz in der Schweiz.
  • Bundesinnenminister Horst Seehofer informierte am Dienstagnachmittag in Berlin.
  • Der mutmassliche Täter war bereits in der Schweiz kriminell.

«Ich möchte meinen Respekt ausdrücken», begann Bundesinnenminister Horst Seehofer am Dienstagnachmittag seine Pressekonferenz zum Gleis-Mord in Frankfurt. Gegenüber den Zivilen, die den Täter anhielten, gegenüber Polizei und auch dem Lokführer. «Das ist eine Belastung, die womöglich das ganze Leben unvergessen bleibt.»

Seehofer sprach von einem «kaltblutigem Mord», von dem er noch tief bestürzt sei. Der Innenminister sprach der Mutter des getöteten Jungen noch einmal seine Anteilnahme aus.

Nach einem Krisengipfel mit den Sicherheitschefs versprach er, «dass wir alles tun, dass dem mutmasslichen Täter eine gerechte Strafe zugestellt wird.»

Mutmasslicher Täter fiel bereits in der Schweiz auf

Dieter Romann, Chef der Bundespolizei, informierte über den Festgenommenen. Der in Eritrea geborene Mann sei Vater dreier Kinder und habe seit 2008 in der Schweiz die Niederlassungsbewilligung Kategorie C (gut integriert). Aber: «Er war auch im Vorfeld mit entsprechenden Delikten in der Schweiz auffällig.»

So habe er seine Nachbarin vergangene Woche massiv mit dem Messer bedroht und gewürgt. Seither sei er in der Schweiz national zur Festnahme ausgeschrieben gewesen.

Seehofer führte weiter aus, dass man nun mit der Bundespolizei die Köpfe zusammen stecke. Diese sei für die präventive Sicherheit an Bahnhöfen zuständig. Zum Thema würden Videoüberwachung oder auch verstärkte Kontrolle sei nicht ausgeschlossen.

Der Innenminister stellte jedoch klar, dass nun keine Konsequenzen bezüglich des Ausländerrechts diskutiert werden. Denn es handle sich um einen Mann, «der als gut integriert gilt.»

Weder Drogen noch Alkohol im Spiel

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat über den Vorfall vom Montagmorgen in Frankfurter Hauptbahnhof informiert. Gemäss Polizei war der Täter vor einigen Tagen von Basel nach Frankfurt gereist. Sonst habe sich der 40-jährige Eritreer nicht zur Tat geäussert.

Laut der Oberstaatsanwältin Nadja Niesen spreche die Tat für «eine psychische Erkrankung». Nach bisherigen Erkenntnissen seien weder Drogen noch Alkohol im Spiel gewesen. Bei ihm soll es sich um einen verheirateten Familienvater handeln.

Oberstaatsanwältin Nadja Niesen informiert über die bisherigen Erkenntnisse des Tathergangs. - Reuters

«Er soll seit 2006 in der Schweiz leben, er soll verheiratet sein und Vater von drei Kindern sein», sagte die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Nadja Niesen gemäss DPA.

Bekannt ist nun auch, dass es sich bei der dritten Person, die der Täter auf die Gleise stossen wollte, um eine 78-jährige Frau handelt. Sie habe sich eine Schulterverletzung zugezogen.

Täter im Kanton Zürich wohnhaft

Der eritreische Mann, der am Montagvormittag einen achtjährigen Bub (†)und seine Mutter vor einen ICE im Frankfurter Hauptbahnhof gestossen hat, ist im Kanton Zürich wohnhaft.

Dies bestätigt das Bundesamt für Polizei (Fedpol). Wie Sprecher Florian Näf zu Nau sagt: «Der Fall ist bei der Kapo Zürich.» Das Fedpol habe Kenntnis vom Fall und «wir stehen mit den deutschen Behörden in Kontakt.» Dabei gehe es um Informationsaustausch.

Ein Kind(†8) wurde in Frankfurt am Main auf die Gleise gestossen und dabei vom Zug erfasst. - Reuters

Für die Ermittlungen zuständig seien jedoch die deutschen Behörden, sowie eben die Kapo Zürich. Das Fedpol selber wäre involviert, wenn es sich um Schwerstkriminalität handle, was in diesem Fall nicht vorliege.

Seehofer unterbricht Ferien

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will sich heute (15.00 Uhr) in Berlin zu der Tötung eines achtjährigen Kindes am Montag im Frankfurter Hauptbahnhof äussern.

Zuvor will Seehofer Gespräche mit Sicherheitsbehörden führen. Dafür unterbrach der Innenminister seinen Urlaub. Bei den Gesprächen soll es laut Innenministerium auch um weitere jüngste Gewaltakte gehen.

Horst Seehofer Frankfurt Hauptbahnhof
Bundesinnenminister Horst Seehofer wird sich heute zum Vorfall am Frankfurter Hauptbahnhof äussern. - dpa

Ein Mann hatte am Montagvormittag den Jungen und seine Mutter ohne erkennbares Motiv vor einen einfahrenden ICE gestossen.

Offenbar konnte sich die Mutter retten, indem sie sich in den schmalen Bereich zwischen zwei Gleisen rollen konnte. Ihrem Sohn konnte sie nicht mehr helfen, der Achtjährige wurde vom Schnellzug überrollt und starb noch am Unfallort. Die Mutter erlitt einen Schock und brach zusammen.

Gab es in der Vergangenheit schon ähnliche Vorfälle?

Vor weniger als zwei Wochen fand am Bahnhof der nordrhein-westfälischen Stadt Voerde ebenfalls eine Horror-Tat statt. Dabei stiess ein 28-Jähriger eine 34-jährige Mutter vor einen Regionalzug und tötete sie dabei. Der Tatverdächtige sitzt nun wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.

Auch bei diesem Vorfall sollen sich der mutmassliche Täter und das Opfer laut Ermittlern nicht gekannt haben. Er schwieg bislang zu den Vorwürfen.

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