Bis um 16 Uhr haben die Kurdenkämpfer Zeit für ihren Abzug aus nordsyrischen Grenzgebieten. Jetzt kam es offenbar zum Angriff. Es sollen Schüsse gefallen sein.
Aussenminister Türkei
Laut Mevlut Cavusoglu, Aussenminister der Türkei, wird jeder syrisch-kurdische Kämpfer angegriffen, der sich nach Ablauf der Räumungsfrist noch im Nordosten Syriens befindet. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute um 16 Uhr (MEZ) läuft die Waffenruhe in Nordsyrien aus.
  • Laut der Türkei haben noch nicht alle Kurden-Kämpfer sich zurückgezogen.
  • Jetzt kam es offenbar zum Schusswechsel zwischen Türkischer Armee und syrischen Truppen.

Kurz vor Ablauf eines Waffenruhe-Abkommens für Nordsyrien hat die türkische Regierung mit weiteren Kampfhandlungen gedroht. Sie werde ihre Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG fortsetzen, sollten die Kurdenkämpfer aus Grenzgebieten nicht wie vereinbart bis Dienstagabend abgezogen sein.

Das sagte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu am Montagnachmittag. Die Frist läuft an diesem Dienstag um 16 Uhr MEZ (18 Uhr Ortszeit) ab.

völkermord an den armeniern
Mevlüt Cavusoglu, Aussenminister der Türkei, sieht die Anerkennung des Massakers an Armenier durch die USA als Racheakts für die Militäroffensive in Nordsyrien. - dpa

Jetzt soll es aber offenbar zu direkten Kämpfen zwischen der türkischen Arme und den syrischen Regierungstruppen gekommen sein. Das berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die Türkei hatte knapp zwei Wochen nach Beginn eines international massiv kritisierten Militäreinsatzes gegen die YPG am 22. Oktober mit Russland als Schutzmacht der syrischen Regierung ein Abkommen geschlossen, das der YPG 150 Stunden Zeit zum Abzug geben sollte.

Türkei will Gebiet von «Terroristen säubern»

Cavusoglu sagte: Sollte sich bis Ende der 150 Stunden die YPG nicht aus dem Grenzstreifen von «444 Kilometern Länge und 30 Kilometern Breite» zurückziehen, also vom Fluss Euphrat bis zur irakischen Grenze», dann werde die Türkei das Gebiet dort selbst von «Terroristen säubern».

Ein syrischer Armeekonvoi auf der Strasse zwischen Tal Tamr und Ras al-Ain
Ein syrischer Armeekonvoi auf der Strasse zwischen Tal Tamr und Ras al-Ain - SANA/AFP

Russland dürfte dem dann nicht im Wege stehen. Moskau hatte die YPG kurz nach der Einigung gewarnt, dass russische und syrischen Truppen, die in der Region stationiert wurden, um den Abzug zu kontrollieren, ihnen dann keinen Schutz böten.

Die Türkei betrachtet die YPG, die an der türkisch-syrischen Grenze lange Gebiete kontrolliert hat, als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation. Ziel ihrer Offensive war der Rückzug aller Kurdenmilizen aus dem Grenzstreifen.

Das Abkommen mit Moskau besagt auch, dass Russland und die Türkei nach dem vollständigen Abzug der Kurdenmiliz gemeinsam Patrouillen in Teilen der Pufferzone aufnehmen.

Syrien Kurden Russland
Rauch steigt von einem Feuer in der syrischen Stadt Ras al-Ain an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei auf. - dpa

Damit wäre die Türkei der von ihr angestrebten sogenannten Sicherheitszone recht nah gekommen. Verteidigungsminister Hulusi Akar hatte am Wochenende gesagt, bisher laufe der Abzug «nach Plan».

USA: Alle Kurden-Kämpfer haben Gebiet verlassen

Die Türkei hatte zuvor ein weiteres Abkommen mit den USA geschlossen, die lange mit der YPG gegen die Terrormiliz IS zusammengearbeitet hatten. Es galt für einen Teil des Grenzareals zwischen den syrischen Städten Tall Abjad und Ras al-Ain.

Die USA hatten zum Ende der Abzugsfrist unter Berufung auf Kurdenquellen gesagt, alle Kämpfer hätten das Gebiet verlassen. Trotzdem gibt es Berichten zufolge dort weiter Gefechte.

Ein Konvoi türkischer Militärlaster auf dem Weg nach Syrien. Foto: Uncredited/AP/dpa
Ein Konvoi türkischer Militärlaster auf dem Weg nach Syrien. Foto: Uncredited/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Cavusoglu sagte, «einzelne» Kämpfer seien immer noch vor Ort. Die Türkei werde «die Terroristen, die noch dort sind oder die, die noch nicht abgezogen sind, ebenfalls neutralisieren».

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