Der Schock auf der portugiesischen Ferieninsel Madeira sitzt nach dem Busunglück tief. Eine Schweizer Reiseführerin vor Ort ist bestürzt.
Madeira Unfallort Busunglück Deutsche
Luftaufnahme vom Unfallort in Madeira. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beim tragischen Busunfall auf Madeira starben am Mittwoch mindestens 29 Menschen.
  • Warum der Bus den Hang hinunter gestürzt ist, ist noch unklar.
  • Eine Schweizerin, die als Reiseführerin in Madeira arbeitet, ist tief bestürzt.

Das Busunglück schockt: Mindestens 29 Deutsche sterben auf der portugiesischen Ferieninsel Madeira. Warum der Reisecar den Hang hinter gestürzt ist, ist noch unklar. Doch das tragische Ereignis beschäftigt auf der Insel stark. So auch die Schweizerin Sarah L., welche seit einigen Jahren auf Madeira lebt und als Reiseführerin für verschiedene Agenturen arbeitet.

Madeira
Die Zürcherin Sarah L. ist nach Madeira ausgewandert und arbeitet als Reiseführerin. - zVg

Nau.ch: Sie sind Reiseführerin auf der Insel. Wie sehr erschüttert Sie das Busunglück?

Sarah L.: Sehr, ich bin immer noch geschockt. Ich war gestern ebenfalls mit einer Gruppe unterwegs, ebenfalls in einem Bus. Wir sind sogar bei der Ortschaft Canico vorbei gefahren, noch bevor es zum Unglück kam. Als ich dann zu Hause geduscht und den Laptop aufgeschaltet habe, sah ich überall nur noch Meldungen vom Unfall.

Ich habe dann herum telefoniert um heraus zu finden, welche Reiseveranstalter betroffen sind. Es hätte genauso gut mir und meiner Reisegruppe passieren können! Denn so läuft das hier, man kriegt oft irgend einen Fahrer zugeteilt, da braucht es ein Grundvertrauen.

Nau.ch: Wie läuft das mit Fahrern denn genau ab? Kriegt man da täglich einen neuen?

Sarah L.: Nicht immer, je nach Reise hat man die ganze Woche den gleichen Fahrer. Wenn man mit einer Gruppe mehrere Tage unterwegs ist zum Beispiel. Doch so wie ich das bei der deutschen Gruppe mitgekriegt habe, gingen sie einfach auswärts essen und haben für den Transfer einen Fahrer gekriegt.

Aber auch ich habe teilweise täglich einen neuen Fahrer. Da braucht es eine gewisse Vertrauensbasis. Doch ich habe bisher noch nie ein schlechtes Erlebnis gehabt.

Nau.ch: Ist denn das Busfahren auf Madeira gefährlich oder die Busse in schlechtem Zustand?

Sarah L.: Nein, das Busfahren wird hier sehr kontrolliert. Bei professionellen Reiseveranstaltern werden die Busse häufig und streng kontrolliert. Aber Madeira ist hügelig, es hat enge und steile Strassen, es ist nicht einfach Auto zu fahren. Die Strassen sind jedoch in gutem Zustand.

Nau.ch: Wie sieht es heute, am Tag danach aus? Können Sie als Reiseführerin einfach weiter arbeiten?

Sarah L.: Naja, ich muss. Ich mache heute Nachmittag eine Stadtführung mit zwei Deutschen Touristen. Doch ich bin so froh, müssen wir in keinen Car steigen.

Es ist halt mein Job, auch in so einer Situation ein fröhliches Gesicht aufzusetzen. Doch die Stimmung auf der Insel ist wirklich trist. Unter meiner Wohnung, wo ich gerade mit Ihnen telefoniere, hat der Coiffeursalon die Nachrichten ganz laut aufgedreht. Es ist DAS Thema hier.

Nau.ch: Befürchten Sie, der Unfall hält Touristen von der Insel fern?

Sarah L.: Ja das befürchte ich, gerade so ein Busunglück haftet an einer Insel. Das hängt zu lange und zu fest in den Köpfen der Leuten. Dass gleich Reisen storniert werden, glaube ich weniger. Vielmehr werden verunsicherte Gäste nachfragen, ob sie wirklich hier hin reisen sollen.

Ich hoffe natürlich nicht, denn wir haben ein gutes Tourismusjahr, es boomt! Zurecht, denn die Insel bietet extrem viel und hat durch viel EU-Geld auch ein sehr gutes Strassennetz. Zudem ist schon lange kein Unfall mit Touristen passiert, so tragisch dieses Unglück auch ist.

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