Ryanair will gegen das staatliche Hilfspaket für die Lufthansa rechtlich vorgehen. Das sei Wettbewerbsverzerrung. Ein Aviatik-Experte erklärt, ob das zutrifft.
Swiss Lufthansa
Je ein Flugzeug der Airlines Lufthansa und Swiss am Flughafen in Genf. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere Airlines erhalten wegen der Corona-Krise staatliche Hilfspakete.
  • Ryanair hat angekündigt, gegen das Hilfspaket der Lufthansa rechtlich vorgehen zu wollen.
  • Ein Aviatik-Experte erklärt, ab wann staatliche Hilfen problematisch für Kunden werden.

Viele Länder haben auf die globale Ausbreitung des Coronavirus mit Grenzschliessungen reagiert. Besonders hart trafen und treffen diese Reiseeinschränkungen die Airlines. Mehrere Staaten haben bereits Hilfspakete für einzelne Fluggesellschaften geschnürt.

So auch Deutschland für die Lufthansa: Die Swiss-Mutter soll verschiedene Hilfen und Eigenkapitalmassnahmen in Höhe von neun Milliarden Euro erhalten. Eine EU-Kommission muss nun noch prüfen, ob es durch diese Staatshilfe zu Wettbewerbsverzerrungen in Europa kommt.

Ryanair Lufthansa Staatshilfe
Eine Maschine von Ryanair spiegelt sich auf dem Flughafen Frankfurt (FRA) auf dem regennassen Rollfeld. - dpa

Ryanair ist sich hingegen sicher, dass dadurch der Wettbewerb verzerrt wird. Der Billigflieger will dagegen rechtlich vorgehen, das erklärte Ryanair-Chef Michael O'Leary am Dienstag. Die Finanzhilfe werde der Lufthansa Preise unter Kosten ermöglichen und den Billigairlines den Wettbewerb erschweren.

«EU-Regeln setzen Staatshilfe-Exzessen bis zu einem gewissen Grad Grenzen»

«Die EU hat ganz klare Regeln für Staatshilfe aufgestellt. Insofern kann man Airlines nicht vorwerfen, wenn sie den Spielraum zusammen mit den Regierungen ausnutzen», sagt Aviatik-Experte Stefan Eiselin. Die EU werde die Genehmigung des Hilfspakets an gewisse Bedingungen knüpfen, damit sich Lufthansa keinen allfälligen Vorteil verschaffen könne. Auch Ryanair hätte Staatshilfe beantragen können – «brauchte und wollte sie aber nicht».

stefan eiselin
Aviatik-Experte Stefan Eiselin. - zvg

Klar sei jede Staatshilfe auch eine Wettbewerbsverzerrung, denn der Staat greife ja in den Markt ein. «Stossend wird das dann, wenn ein Konkurrent nicht einfach gerettet wird. Sondern mehr bekommt und sich dadurch massive Vorteile verschaffen kann», erklärt der Chefredaktor des Online-Luftfahrtmagazins «Aerotelegraph».

Problematisch werde es auch, wenn die Hilfe unter Ländern massiv unterschiedlich sei, was Ausgestaltung, Bedingungen und die Höhe betreffe. «Aber die EU-Regeln setzen Exzessen bis zu einem gewissen Grad Grenzen.»

Flug-Preise könnten wegen mangelnder Konkurrenz steigen

Eiselin ist sich sicher, dass Ryanair auch mit einem rechtlichen Vorstoss die Lufthansa-Hilfe nicht verhindern kann. «Ryanair verspricht sich Publizität und wohl auch, dass der öffentliche Druck auf die EU steigt, nicht einzuknicken.» Die Billigairline könne damit erreichen, dass die Bedingungen für Lufthansa unattraktiver werden.

Ryanair Lufthansa Staatshilfen
Betrieb am Flughafen Zürich vor der Corona-Krise. - Keystone

Es stellt sich auch die Frage, welche Auswirkungen solche Staatshilfen für Airline-Kunden haben könnten. «Wenn ein Wettbewerber einen anderen ausschalten kann – etwa indem er nicht-kostendeckende Preise anbietet, weil er das dank Staatsgeld für eine Weile kann – dann wird es heikel», so Eiselin.

Die Preise könnten dann wegen mangelnder Konkurrenz auf gewissen Strecken steigen. Aber: «Noch ist es zu früh, um wirklich abschätzen zu können, was passiert. Nicht nur weil die Pakete nicht abschliessend bekannt sind, sondern man auch nicht weiss, wie die Nachfrage sich entwickeln wird.»

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