Russland kündigt neue Evakuierungskorridore in Ukraine an

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Russland hat auch für Mittwoch die Öffnung mehrerer «humanitärer Korridore» in der Ukraine angekündigt.

Ukrainische Soldaten helfen Frau über Fluss bei Kiew
Ukrainische Soldaten helfen Frau über Fluss bei Kiew - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Warnungen vor Gefahren von Bio-Laboren und Tschernobyl.

Ab 08.00 Uhr MEZ sollten lokale Waffenruhen gelten, meldeten russische Nachrichtenagenturen am Dienstagabend unter Berufung auf eine für humanitäre Fragen zuständige Abteilung des Verteidigungsministeriums. Zuvor waren die ersten Zivilisten über einen offiziellen Evakuierungskorridor aus der umkämpften Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine gebracht worden. Die Kämpfe gingen unterdessen weiter.

«Der erste Konvoi von 22 Bussen ist bereits in Poltawa angekommen», erklärte ein Kiewer Regierungsbeamter am Dienstagabend. Poltawa liegt rund 175 Kilometer südlich von Sumy. Dort seien die Menschen «in Sicherheit», sagte der Beamte. Nach Angaben aus Kiew war am Abend eine zweite Gruppe von 39 Bussen auf dem Weg nach Poltawa. Später gaben die Behörden bekannt, dass insgesamt 5000 Menschen aus Sumy geholt werden konnten.

Es ist die erste erfolgreiche offizielle Evakuierungsaktion im Ukraine-Krieg unter Zusammenarbeit mit den russischen Angreifern. Mehrere Versuche, sichere Fluchtrouten für Zivilisten aus einer ganzen Reihe belagerter Städte zu schaffen, waren zuvor fehlgeschlagen. Moskau und Kiew machten sich gegenseitig dafür verantwortlich.

In der Region Kiew gingen die Evakuierungen weiter, obwohl humanitäre Korridore beschossen wurden, wie der Leiter der örtlichen Verwaltung, Oleksij Kuleba, berichtete.

Im nordwestlichen Kiewer Vorort Irpin beobachtete ein Reporter der AFP, wie weiterhin hunderte Menschen auf behelfsmässigen Stegen aus Brettern und Metallstücken den gleichnamigen Fluss überquerten. Eine Bewohnerin berichtete, dass es «kein Wasser, Gas oder Strom» mehr gegeben habe und sie sich tagelang im Keller verstecken musste. Verzweifelte Menschen versuchten auch, den nördlichen Vorort Butscha zu verlassen.

Das US-Verteidigungsministerium berichtete unterdessen von einer neuen russischen Militärkolonne, die von Nordosten her auf Kiew vorrückte. Die Hauptkolonne aus dem Norden war vor mehreren Tagen zum Stillstand gekommen.

US-Aussenstaatssekretärin Victoria Nuland warnte zudem davor, dass russische Truppen die Kontrolle über «biologische Forschungseinrichtungen» in der Ukraine erlangen könnten. Die US-Regierung arbeite «mit den Ukrainern daran, wie sie verhindern können, dass diese Forschungsmaterialien in die Hände der russischen Streitkräfte fallen, sollten diese sich nähern», sagte sie am Dienstag bei einer Anhörung des US-Senats. Zuvor hatte Moskau erklärt, dass die Ukraine mithilfe der USA an biologischen Waffen gearbeitet hätte. Die USA wiesen dies als falsch zurück.

Die internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warnte zudem, dass ihre Verbindung zu den Überwachungssystemen der Atomruine in Tschernobyl «ausgefallen» sei. Das Sperrgebiet ist von russischen Truppen besetzt, die Mitarbeiter dort sitzen ohne Ablösung seit 13 Tagen fest. Die Überwachungssysteme sollen feststellen, ob radioaktives Material entweicht. Nach IAEA-Angaben können die ukrainischen Behörden nur noch per E-Mail mit ihren Mitarbeitern vor Ort kommunizieren.

Eine AFP-Reporterin berichtete indessen von kilometerlangen Autoschlangen aus der Stadt Mykolajiw in der Nähe von Odessa im Süden des Landes. Die Menschen flohen dort vor anhaltenden Kämpfen in der Region. Schüsse waren zu hören.

Der ukrainische Generalstab berichtete schliesslich von neuen Kämpfen in Isjum im Osten. Das dortige Zentralkrankenhaus sei völlig zerstört, teilte die Stadtverwaltung mit.

In der Stadt Malyn in der Region Schytomyr starben drei Erwachsene und zwei Babys, als Bomben sieben Häuser zerstörten, wie der Zivilschutz mitteilt.

In der umkämpften, strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer sassen unterdessen nach ukrainischen Regierungsangaben weiterhin 300.000 Zivilisten fest. Dort waren zuvor erneut Evakuierungsversuche über humanitäre Korridore gescheitert.

Mittlerweile sind nach UN-Angaben mehr als zwei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Die UN zählte zuletzt mindestens 406 getötete Zivilisten, wobei die Zahl laut eigenen Angaben wahrscheinlich viel zu niedrig ist.

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