Russischer Abhörskandal ist wohl nur «die Spitze des Eisbergs»
Der Abhörskandal rund um das deutsche Militär versetzt Geheimdienstexperten in Sorge. Die brennende Frage: Konnte Russland noch weitere Geheimnisse aufdecken?

Das Wichtigste in Kürze
- Der Abhörskandal zeigt Schwächen im deutschen Sicherheitsapparat auf.
- Doch dies könnte lediglich die Spitze eines viel grösseren Problems sein.
- Geheimdienstexperten haben die Befürchtung, dass Nato-Geheimnisse ausgespäht wurden.
Die Sorge unter Geheimdienst-Experten wächst: Die jüngsten Lecks im deutschen Militär könnten lediglich ein Teil eines viel grösseren Problems sein. Es besteht die Befürchtung, dass weitere Nato-Geheimnisse ausgespäht worden sind.
«Das Leck könnte nur die Spitze des Eisbergs gewesen sein», sagt August Hanning, der ehemalige Chef des deutschen Geheimdienstes. Russland habe möglicherweise noch mehr als das Gespräch zwischen hochrangigen deutschen Militäroffizieren abgehört, sagte er gegenüber der «Bild».
Nach Informationen des britischen «Telegraph» wird Bundeskanzler Olaf Scholz von Russland als «nützlicher Idiot» benutzt. Die Russen hätten Deutschland als das schwächste Glied identifiziert.
Russische Propaganda oder berechtigte Sorgen?
Die deutsche Regierung sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, einen Krieg gegen Russland vorzubereiten. Dagegen wehrt sich Berlin vehement. Es handle sich beim Vorfall um «russische Propaganda», so ein Sprecher von Scholz.
Gleichzeitig versucht die Regierung jedoch auch, den durch das Leck entstandenen innenpolitischen Schaden einzudämmen. Deutschland versprach eine schnelle Untersuchung darüber, wie das Gespräch abgefangen und veröffentlicht werden konnte.
Der deutsche Regierungssprecher Wolfgang Buechner erklärte das Leck als Teil des «Informationskrieges» Russlands gegen den Westen. Das Ziel sei es gewesen, Unruhe innerhalb Deutschlands zu stiften.
Russland droht mit «schwerwiegenden Folgen»
In der 38-minütigen Aufnahme diskutieren Militäroffiziere auf Deutsch darüber, wie Lenkflugkörper von Kiew gegen die russischen Streitkräfte eingesetzt werden könnten.
Die deutschen Behörden stellen die Echtheit der Aufnahme nicht infrage. Doch sie haben betont, dass eine Lieferung dieser Waffen an die Ukraine keine Option sei. Sie wollen nicht direkt in den Krieg hineingezogen werden.
Russlands Aussenministerium drohte Deutschland jedoch am Montag im Zusammenhang mit dem Leck mit «schwerwiegenden Folgen».