Der russische Geheimdienst hat ein Gespräch von Luftwaffenoffizieren der Bundeswehr abgehört. Die grosse Frage: Wie konnte das passieren?
Abhörskandal Wladimir Putin
Wie wurden die Bundeswehr-Offiziere vom russischen Geheimdienst abgehört? - Getty

Das Wichtigste in Kürze

  • Der russische Geheimdienst hat ein Gespräch von Bundeswehr-Offizieren abgehört.
  • Bei unseren Nachbarn läuft die Aufklärung, wie das Lauschen überhaupt möglich wurde.
  • Es gibt mehrere Theorien – die Russen könnten etwa ein Hotelzimmer verwanzt haben.
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Intern und recht offen haben hohe deutsche Luftwaffen-Offiziere am 19. Februar in einer Schalte über theoretische Möglichkeiten des Einsatzes deutscher Taurus-Marschflugkörper durch die Ukraine diskutiert. Am Freitag verbreitete schliesslich der russische Propagandakanal RT genau jenes Gespräch zum Mithören für alle – offenkundig abgehört vom russischen Geheimdienst.

Was glauben Sie, wie die Bundeswehr-Militärs abgehört wurden?

Die Veröffentlichung ist brisant: Es geht einerseits um militärisch sensible Informationen – andererseits wird damit aber auch eine offensichtliche Sicherheitslücke entlarvt. Die grosse Frage: Wie kam Russland an die Aufnahme? Gab es eine gezielte Abhöraktion?

Bei Videotelefonie mitgehört – oder Hotelzimmer verwanzt?

Wie der «Spiegel» schreibt, soll das diskrete Gespräch nicht über speziell gesicherte Kanäle geführt worden sein, sondern über die Plattform WebEx. Die Videotelefonie-Plattform wurde demnach von der Bundesregierung 2021 im Zuge der Coronapandemie auch bei der Bundeswehr eingeführt.

Abhörskandal Russland Deutschland
Der russische Geheimdienst sorgt mit einem Abhörskandal bei unseren nördlichen Nachbarn für grosse Sorgen. - Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Nach Informationen der Nachrichtenseite gehen die Experten des Militärgeheimdienstes MAD der Spur nach, dass sich bei dem Gespräch noch eine weitere, unbekannte Person, dazugeschaltet haben könnte und die Videokonferenz mitgeschnitten hat.

Normalerweise werden die Einwahldaten bei WebEx-Schalten vorher per Mail an die Teilnehmer geschickt, heisst es. Es bestehe deshalb die Möglichkeit, dass diese abgefangen und für die Lauschaktion verwendet wurden.

Margarita Simonjan
Margarita Simonjan, Chefin des russischen Senders RT, hatte das Gespräch veröffentlicht. - Screenshot «Russia Today»

In dem Bericht wird weiter festgehalten, dass es allerdings unklar sei, warum eine solche Vorgehensweise des russischen Geheimdienstes nicht aufgefallen wäre. Denn alle Personen, die sich telefonisch einwählen, müssen sich beim Administrator identifizieren, bevor sie für Meetings zugelassen werden.

Möglich scheint deshalb auch, dass das Telefon einer der Teilnehmer, der sich in die Schalte aus Singapur zuschaltete, abgehört worden ist oder dessen Hotelzimmer verwanzt war.

Nationale Sicherheit Deutschlands gefährdet?

Brisant: Wie in dem Bericht ebenfalls erwähnt wird, könnten die Russen also weit mehr – womöglich noch relevantere – Gespräche mitgezeichnet haben. In deutschen Regierungskreisen hiess es am Wochenende, das nicht weniger als die nationale Sicherheit des Landes gefährdet sei.

Abhörskandal
Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte, dass ihm bis dato keinerlei Erkenntnisse bezüglich zusätzlicher Lecks oder dem Mithören weiterer Telefonate vorliegen. - AFP/Archiv

Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte: «Es handelt sich um einen hybriden Angriff zur Desinformation – es geht um Spaltung, es geht darum, unsere Geschlossenheit zu untergraben». Seit Freitag lässt sich der Minister ständig auf dem Laufenden halten, auch das Kanzleramt drängt auf Aufklärung

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