Auf frischer Tat soll ein US-Bürger beim Spionieren in Russland ertappt worden sein. Jedoch ist vieles zu dem Fall unklar.
Neujahrsansprache Wladimir Putin
Wladimir Putin, Präsident von Russland, während der Aufzeichnung seiner jährlichen im Fernsehen übertragenen Neujahrsbotschaft im Kreml. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein US-Bürger wurde in Russland wegen Spionageverdacht festgenommen.
  • Es ist ein weiterer Schlagabtausch zwischen den USA und Russland.

Die russischen Behörden haben einen US-Bürger unter Spionageverdacht festgenommen. Der Mann sei am Freitag auf frischer Tat bei einem «Spionageakt» in Moskau gefasst worden, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB am Montag mit. Gegen den US-Bürger sei ein Strafverfahren eingeleitet worden. Bei einer Verurteilung drohe ihm eine Höchststrafe von 20 Jahren Haft.

Der Name des Mannes wurde nur auf Russisch genannt. Übertragen aus dem kyrillischen Alphabet könnte er «Paul Whelan» lauten. Weitere Einzelheiten gab der russische Geheimdienst zunächst nicht bekannt.

Das US-Aussenministerium erklärte, es sei vom russischen Aussenministerium offiziell über den Fall informiert worden. Gemäss der Wiener Konvention sei Moskau verpflichtet, konsularische Betreuung zu gewähren. «Wir haben darum nachgesucht und erwarten, dass dem stattgegeben wird», sagte ein Aussenamtssprecher.

Angespannte Beziehungen

In den angespannten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen hatten zuletzt mehrere Spionageskandale für zusätzlichen Wirbel gesorgt, darunter der Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia in Grossbritannien sowie die Verurteilung der Russin Maria Butina wegen Agententätigkeit in den USA.

Butina hatte im Dezember vor einem Bundesgericht in Washington gestanden, als «Agentin» ihres Heimatlandes konservative Zirkel der Vereinigten Staaten unterwandert zu haben. Sie hatte enge Kontakte zur Waffenlobby NRA geknüpft und auch in ranghohen Kreisen der Republikanischen Partei von Präsident Donald Trump verkehrt. Aus einem von ihren Anwälten beim Gericht eingereichten Dokument geht hervor, dass die 30-Jährige eine Kooperationsvereinbarung mit der Staatsanwaltschaft traf.

Urteil für Russin im Februar

Die Strafe für die Russin wurde noch nicht verkündet. Die Strafverfolger empfahlen bis zu sechs Monate Haft. Das Urteil wird im Februar oder später erwartet. Nach Verbüssen ihrer Strafe wird Butina wohl nach Russland abgeschoben.

Der Fall Butina reiht sich ein in die weitverzweigten Nachforschungen der US-Justiz zu möglichen Versuchen Moskaus, Einfluss auf die US-Politik und den Präsidentschaftswahlkampf 2016 zu nehmen. Dabei geht es unter anderem um den Verdacht, dass es illegale Absprachen zwischen Trump-Mitarbeitern und Moskau gegeben haben könnte.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte dem Westen kürzlich vorgeworfen, den Aufstieg seines Landes auf internationaler Bühne durch Spionagevorwürfe untergraben zu wollen.

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