«Psychotisch»: Rotterdam-Schütze war der Staatsanwaltschaft bekannt
Ein Schütze tötete in Rotterdam zwei Menschen und später einen Dozenten in einem Uni-Hörsaal. Die Staatsanwaltschaft hatte die Klinik vor Fouad L. vorgewarnt.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Schütze von Rotterdam sagte vor dem Mord am Dozenten «Es ist Zeit».
- Mit fünf Schüssen tötete Fouad L. gezielt, wie Augenzeugen berichten.
- Er stand in der Vergangenheit mehrmals wegen Tierquälerei vor Gericht.
- Die Staatsanwaltschaft soll die Uniklinik vor ihm gewarnt haben.
Ein Student in Kampfmontur stürmte am Donnerstagabend einen Hörsaal der Uniklinik Erasmus in Rotterdam und erschoss einen Dozenten. Sein Attentat stürzte die niederländische Hafenstadt kurzzeitig ins Chaos. Die Polizei konnte ihn festnehmen – er hatte schon auf dem Weg in die Uni zwei Menschen getötet.
Der 32-jährige Fouad L. soll der Staatsanwaltschaft bekannt gewesen sein, berichtet nun die niederländische Zeitung «Telegraaf». Diese habe die Universität gar mit einem Schreiben vor dem Studenten gewarnt.
L. war in der Vergangenheit bereits zweimal wegen Tierquälerei vor Gericht. Das war aber nicht der einzige Grund für die Warnung. In der E-Mail, die der Blog GeenStijl veröffentlicht hat, wird auch «beunruhigendes Verhalten» erwähnt. So soll L. beispielsweise «halbnackt im Garten auf einem Laubhaufen gelegen», laut geschrien und ein «psychotisches Verhalten» an den Tag gelegt haben.
Bei einer Durchsuchung seinen Handys fand die Staatsanwaltschaft zudem Bilder, auf denen Menschen mit Messerstichen getötet wurden sowie Nazi-Inhalte. Gemäss «Telegraaf» ist aber unklar, ob die Uniklinik auf die Warnung der Staatsanwaltschaft reagiert habe.
Dozent gezielt mit fünf Schüssen getötet
Wie Augenzeugen dem Nachrichtenportal «Rijnmond» berichten, betrat der Attentäter am Donnerstagabend den Hörsaal und schaute sich um. Anschliessend sagte er «Es ist Zeit» und feuerte fünf Schüsse gezielt auf den Dozenten der Vorlesung. Der 46-Jährige verstarb in der Folge.
Nach den Schüssen warf der 32-Jährige einen Brandsatz in den Saal. Das Feuer im vierten Stock sorgte für noch mehr Chaos. Der Attentäter konnte später von Spezialeinheiten der Polizei auf dem Rasen vor dem Gebäude festgenommen werden. Heute Freitag soll er einem Haftrichter vorgeführt werden.

Bereits zuvor attackierte er eine Frau (†39) und deren 14-jährige Tochter in ihrer Wohnung. Die 39-Jährige verstarb sofort vor Ort, ihre Tochter später im Spital. Auf dem Weg zur Universität hat er laut Berichten zudem weitere Brandsätze geworfen.
Über die Hintergründe der Tat ist bislang nichts bekannt. Es wird spekuliert, dass es sich um einen Racheakt handeln könnte. Denn die getötete Frau habe ihn gemäss Berichten wegen Tierquälerei mehrmals angezeigt. Der Schütze wurde deswegen vor zwei Jahren auch strafrechtlich belangt.
Zweimal wegen Tierquälerei vor Gericht
2018 schoss er mit einer Armbrust auf Fische. Im Prozess sagte er, Fische hätten keine Gefühle, daher sähe er das Problem nicht. Er erhielt eine Verwarnung.
Schliesslich wurde L. 2021 beschuldigt, Kaninchen misshandelt zu haben. Zeugen filmten, wie er die Tiere gegen einen Baum warf, sie trat und schwere Steine auf sie legte. Auch seinen Hund soll der Schütze sowohl in seiner Wohnung als auch im Garten misshandelt haben. Das Tier wurde beschlagnahmt und musste wegen seiner Verletzungen operiert werden.
Trotzdem wurde L. von den Vorwürfen freigesprochen. In einer Erklärung gab er an, er sei alkoholabhängig und habe das Asperger-Syndrom.
Täter verbreitete Hass auf «4Chan»
Im Internetforum «4Chan» soll Fouad L. regelmässig rassistische Aussagen gegenüber Juden und dunkelhäutigen Menschen gemacht haben. In einem Beitrag beklagt er sich über unfaire Behandlung durch die Universität, die ihn nach den Tierquälerei-Vorwürfen suspendiert habe. Auch seinen Job in der Klinik soll er nach dem Vorfall vor zwei Jahren verloren haben.
Die Schuld daran gibt er «Normies», also «normalen» Menschen, die ihn wegen seines «ausserordentlich hohen IQs» nicht verstehen. Sich selbst bezeichnet er als «hellsichtiges Genie, das schon fast die Zukunft vorhersehen kann». Der Post vom Mai 2023 endet mit den beunruhigenden Worten: «Tod den Normies.»