Prozess um Universitätsdiplom gegen Erdogan-Rivalen begonnen
In Istanbul begann der Prozess gegen Ex-Bürgermeister Ekrem Imamoglu: Ihm wird Urkundenfälschung bei seinem annullierten Universitätsabschluss vorgeworfen.

Gegen den abgesetzten Istanbuler Bürgermeister und Hoffnungsträger der türkischen Opposition, Ekrem Imamoglu, hat ein Prozess um sein Universitätsdiplom begonnen. Anhänger jubelten und applaudierten, als Imamoglu den Gerichtssaal im Hochsicherheitsgefängnis des Istanbuler Bezirks Silivri betrat, wie auf Aufnahmen zu sehen war.
Imamoglu wird nach Angaben seines Anwalts Urkundenfälschung vorgeworfen. Konkret geht es um seinen Universitätsabschluss, den die Istanbul-Universität im März annulliert hatte. Es war die erste Anhörung in dem Fall, der mit über die weitere politische Karriere Imamoglus entscheiden könnte.
Erdogan's potenzieller Herausforderer unter Beschuss
Der Politiker der grössten Oppositionspartei CHP, der seit einem halben Jahr im Gefängnis sitzt, gilt als aussichtsreicher Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei zukünftigen Wahlen. Ein Universitätsdiplom ist Voraussetzung für eine Präsidentschaftskandidatur.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Politiker nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu nun vor, in einer Verkettung von Straftaten unter anderem falsche Angaben zu seiner Universitätslaufbahn gemacht zu haben. Imamoglu drohten bis zu acht Jahren und neun Monaten Haft.
Imamoglu weist Vorwürfe zurück
Der Politiker weist die Vorwürfe zurück. Vor Gericht sagte er nach Angaben der oppositionellen Zeitung «Cumhuriyet», die Anklageschrift habe nicht der Staatsanwalt geschrieben, sondern jemand «der wusste, dass ich ihn bei der nächsten Wahl besiegen werde».
Imamoglu war am 19. März wegen Korruptions- und Terrorermittlungen festgenommen und später verhaftet worden. Das löste Massenproteste aus. Gegen den Politiker laufen mehrere Verfahren.
Im Dezember 2022 war er unter anderem zu einem Politikverbot verurteilt worden, das bis heute nicht rechtskräftig ist.