Weil Prigoschin im Exil in Belarus weilt, stehen die Wagner-Söldner ohne Chef da. Laut Putin haben sie drei Optionen. Sind diese echt? Ein Experte ordnet ein.
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Wagner-Söldner bei ihrem Zug durch Rostow am Don. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Marsch auf Moskau hat Putin den Wagner-Söldnern drei Optionen gegeben.
  • Sie können ins Exil nach Belarus, zurück nach Hause oder Russlands Armee beitreten.
  • Ein Experte erklärt, wieso alle drei Möglichkeiten nicht unbedingt erstrebenswert sind.

Drei Optionen haben die Wagner-Söldner nun, die am Samstag mit ihrem Anführer Jewgeni Prigoschin gegen Moskau marschiert sind. In seiner TV-Ansprache am Montagabend stellte Kremlchef Wladimir Putin klar, wie es mit den «Verrätern» weitergeht.

Dabei schlug er versöhnliche Töne an. Auch die Anklage gegen die Söldnergruppe und ihren Chef hat Russland inzwischen eingestellt.

Genau wie Prigoschin können die am «Aufstand» beteiligten Wagner-Leute jetzt etwa in Belarus Unterschlupf finden. Der moskautreue Teil der Söldner kann entweder Verträge mit dem Verteidigungsministerium eingehen oder «nach Hause zu den Liebsten gehen».

Was werden die Wagner-Söldner jetzt tun?

Keine guten Optionen für Söldner

Wirklich gute Optionen sind das für Prigoschins Leute nicht, erklärt Nicolas Hayoz, Osteuropa-Experte und Professor an der Universität Freiburg. «Nach Belarus wird man nur gehen, wenn es eine Aussicht gibt, dass dort die Truppe weitermachen kann», sagt er zu Nau.ch.

Es sei aber fraglich, wie Wagner dort finanziert würde – bisher zahlte Moskau. Einige tausend Söldner zu unterhalten, kostet gemäss dem Experten «hunderte von Millionen Euro». «Und wenn ich Lukaschenko wäre, würde ich so einen Prigoschin sicher nicht wieder zu einem Machtfaktor ‹aufzüchten› wollen!», fügt Hayoz hinzu.

Wagner-Chef Prigoschin
Jewgeni Prigoschin (r), Eigentümer des Militärunternehmens Wagner Group, lässt ein Selfie mit einem Zivilisten auf einer Strasse in Rostow am Don machen.
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Ein Foto von Prigoschin, veröffentlicht am 23. Juni 2023, kurz vor dem Aufstand.
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Wagner-Söldner mit ihrem Konvoi in Rostow am Don.
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Putin soll politisch arg geschwächt aus dem Putsch-Versuch herausgehen.

Auch die dritte Option ist für ihn eher fragwürdig. «Nach Hause werden die Söldner auch nicht gehen wollen – wozu denn? Söldner lieben den Krieg», erklärt Hayoz gegenüber Nau.ch.

Damit bleibe nur noch die Integration in die russische Armee. «Das kann für viele interessant sein, wenn die Bedingungen stimmen», so der Experte. «Loyalität gegenüber dem ‹Mafiaboss› Prigoschin ist ja gut. Aber wenn der in Ungnade fällt und keine Truppen mehr haben kann, tja, dann wird man es anderswo versuchen müssen.»

«Man kann Wagner nicht einfach auflösen»

Auch die Zukunft der Gruppe Wagner als Unternehmen ist nach Prigoschins Aufstand fraglich. Für Hayoz steht zumindest fest: «Das Wagner Unternehmen ist riesig, undurchschaubar, wenig sichtbar und eng mit den russischen Sicherheitsstrukturen verbunden. Also kann man Wagner nicht einfach auflösen.»

Dies liege auch daran, dass die Söldner vor allem in afrikanischen Staaten ein «wichtiges Instrument der russischen Aussenpolitik» seien.

Es bleibe aber fragwürdig, ob Putin Wagner erlauben werde, weiterhin als eigenständiges lukratives Unternehmen tätig zu bleiben.

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