Die Söldnergruppe Wagner und ihr Chef Jewgeni Prigoschin müssen keine Anklage aus Russland fürchten. Das teilt der Kreml mit.
wladimir putin
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sagte nach dem Beinahe-Putsch, er habe Putin gar nie stürzen wollen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wagner-Chef Prigoschin und seine Söldner müssen keine Strafen fürchten.
  • Russland stellt das Verfahren nach dem Aufstand der Gruppe ein.
  • Das Land versuche zudem, die schweren Wagner-Waffen zu übernehmen.

Russland hat die Anklage gegen Jewgeni Prigoschin und dessen Söldnertruppe Wagner fallen lassen. Das wird am heutigen Dienstag bekannt. Demnach wolle das russische Militär auch die schwere Ausrüstung der Söldnertruppe übernehmen.

Angesichts des Endes der «kriminellen Handlungen» sei das am Freitag eingeleitete Verfahren nun eingestellt worden, meldete die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass am Dienstag unter Berufung auf den Inlandsgeheimdienst FSB.

Bei dem bewaffneten Aufstand waren nach Angaben von Kremlchef Wladimir Putin auch Piloten getötet worden, die die Wagner-Kolonne bei ihrem Marsch Richtung Moskau angegriffen hatten. Mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug wurden abgeschossen.

Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, übte den Aufstand.
wagner
Die Söldnertruppe besetzte am 24. Juni eine Militäreinrichtung in Rostow am Don und rückte nach Moskau vor.
Schoigu nach Aufstand
Ziel von Prigoschin war es, Verteidigungsminister Sergej Schoigu und ...
wagner
... Generalstabschef Waleri Gerassimow zu entmachten.
putin
Präsident Putin brandmarkte Prigoschin und seine Mitstreiter daraufhin als «Verräter» und forderte die Kämpfer auf, ihren Marsch auf Moskau zu beenden.
lukaschenko
Nach Vermittlungen durch den belarussischen Präsidenten Lukaschenko gab Prigoschin am Abend des 24. Juni den Marsch auf Moskau auf.
prigoschin
Offenbar wurde ein Deal geschlossen. Prigoschin soll ins Exil nach Belarus gehen.

Söldnerchef Prigoschin hatte am Samstag nach Verhandlungen seinen Marsch Richtung Moskau überraschend gestoppt. Nach eigenen Angaben wollte er ein Blutvergiessen unter russischen Soldaten verhindern und kehrte deshalb 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt wieder um. Seine Männer hatten auch die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und zogen dort ebenfalls ab.

Präsident Putin hatte am Montagabend bestätigt, dass sein in Ungnade gefallener Ex-Vertrauter in Belarus mit seinen Kämpfern Zuflucht finden könne. Er bezeichnete die abtrünnigen Wagner-Leute als «Verräter». Dem loyalen Teil der Wagner-Truppe bot Putin an, Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium zu schliessen.

Prigoschin in Minsk gelandet

Putin hatte noch am Samstag in einer Rede erklärt, dass die Drahtzieher des Aufstandes ihrer «unausweichlichen Bestrafung» zugeführt würden. Dass dann der Kreml wenig später erklärte, die Aufständischen kämen nach Ende der Revolte und dem Abzug aus Russland doch ungeschoren davon, löste Erstaunen in dem Riesenreich aus.

Schon wer etwa Putins Krieg gegen die Ukraine auch nur leise kritisiert, riskiert in Russland viele Jahre Straflager. Kommentatoren legten das Einlenken Putins als Schwäche des Kremlchefs aus.

Glauben Sie, dass Wladimir Putin in Russland noch lange an der Macht bleibt?

Wie die britische «Daily Mail» schreibt, soll Prigoschin heute Morgen mit seinem Privatjet in der belarussischen Hauptstadt Minsk gelandet sein. Der dortige Machthaber Alexander Lukaschenko hatte zuvor einen Deal ausgehandelt, wonach der Wagner-Chef nach Belarus ins Exil gehen soll. Im Gegenzug bleibt der 62-Jährige jedoch straffrei.

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