Hintergrund sind Videos in den sozialen Medien, in denen afrikanische Flüchtlinge aus der Ukraine von Gängelung beim Grenzübertritt berichtet hatten. Aus Polen heisst es dazu: Man helfe «allen Menschen».
Mehr als eine halbe Million Menschen sind bisher aus der Ukraine geflohen. (Bild von der polnischen Grenze). Foto: Petr David Josek/AP/dpa
Mehr als eine halbe Million Menschen sind bisher aus der Ukraine geflohen. (Bild von der polnischen Grenze). Foto: Petr David Josek/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Polens Grenzschutz hat dem Vorwurf widersprochen, wonach Afrikaner bei ihrer Flucht vor dem Ukraine-Krieg aus rassistischen Gründen zurückgewiesen worden seien.

Entsprechende Berichte in sozialen Medien seien «Unfug», sagte eine Behördensprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Die Beamten des polnischen Grenzschutzes helfen allen Menschen, die aus dem Kriegsgebiet der Ukraine fliehen. Die Staatsangehörigkeit oder Nationalität spielen keine Rolle.» Es würden täglich Menschen von mehreren Dutzend unterschiedlichen Nationalitäten an der Grenze abgefertigt, darunter auch Bürger von Staaten ausserhalb der Schengen-Zone, aus Afrika und Asien.

In sozialen Medien machten am Wochenende Videos mit Szenen an der polnisch-ukrainischen Grenze die Runde, die nicht nur in Afrika für Empörung sorgten. Einige afrikanische Flüchtlinge hatten den Vorwurf erhoben, auf ukrainischer Seite tagelang in bitterer Kälte und ohne Versorgung von Grenzbeamten rüde am Passieren der Grenze gehindert worden zu sein, während weisse Flüchtlinge sie passieren konnten.

Von ähnliche Szenen berichtete Hanna Gobeze, eine Äthiopierin, die in Kiew studierte und sich mittlerweile in Polen befindet. Als sie an der polnischen Grenze ankam, sei sie ganz klar Zeugin von Rassismus geworden, sagte Gobeze. Die Ukrainer seien von den polnischen Grenzbeamten bevorzugt worden, sagte die Studentin. Mittlerweile soll sich die äthiopische Botschaft in Berlin um ihre Staatsbürger in der Ukraine kümmern.

Afrikanische Union «verstört»

Die Afrikanische Union zeigte sich angesichts der Berichte über Rassismus «verstört». Versuche, Afrikaner daran zu hindern, während eines Konfliktes internationale Grenzen zu überqueren, seien rassistisch und ein Bruch internationalen Rechts, hiess es in einer Mitteilung.

Allerdings sagte am Montag die Aussenministerin des westafrikanischen Staates Ghana, Shirley Ayorkor Botchwey, dass Studenten aus ihrem Land bisher keine Probleme bei der Ausreise hatten. Insgesamt hätten 38 der bisher aus der Ukraine ausgereisten 220 Ghanaer problemlos die polnische Grenze überquert. Mehr als 460 Landsleute seien noch auf dem Weg aus der Ukraine in Nachbarländer. Auch von der Regierung des ostafrikanischen Staates Somalia hiess es am Montag, es sei nichts über Probleme bei der Ausreise somalischer Bürger nach Polen bekannt.

Angesichts günstiger Kosten und guter Ausbildung studieren Tausende junge Afrikaner in der Ukraine. Dabei handelt es meist um Studentinnen und Studenten aus Nigeria, Ghana, Kenia, Südafrika, Äthiopien, Somalia und anderen Staaten.

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