Rechtsruck in Polen: Karol Nawrocki war früher Hooligan
Mit Karol Nawrocki gewinnt ein rechtskonservativer EU-Kritiker die polnische Präsidentschaftswahl. Er hat zudem eine dubiose Vergangenheit.

Das Wichtigste in Kürze
- Der rechtskonservative Karol Nawrocki hat die polnische Präsidentschaftswahl gewonnen.
- Er gilt als EU-Kritiker, Bewunderer Donald Trumps und will Polen an erste Stelle stellen.
- Seine dubiosen Verstrickungen ins Rotlicht- und Hooligan-Millieu geben zu reden.
Bei der Präsidentenwahl in Polen hat der rechtskonservative Bewerber Karol Nawrocki in der Stichwahl mit 50,89 Prozent gesiegt.
Das teilte die polnische Wahlleitung in Warschau nach Auszählung aller Stimmen auf ihrer Webseite mit.
Auf den liberalen Kandidaten Rafal Trzaskowski seien 49,11 Prozent der Stimmen entfallen.
Knapper Vorsprung
Von den 29 Millionen Wahlberechtigten erhielt Nawrocki demnach 10,6 Millionen Stimmen. Sein liberaler Konkurrent Traszkowski kam auf 10,23 Millionen Stimmen.

Der Vorsprung des Siegers in dem knappen Rennen betrug also nur 370'000 Stimmen.
Die Wahlbeteiligung lag den Angaben nach bei 71,63 Prozent. Der parteilose Nawrocki war von der grössten Oppositionspartei PiS aufgestellt worden. Er wird Nachfolger von Präsident Andrzej Duda.
Neuer Präsident mit dubioser Vergangenheit
Der Sieg des 42-jährigen EU-Skeptikers lässt Veränderungen am aussen- und innenpolitischen Kurs Polens erwarten. Möglicherweise ein Problem für den Rest von Europa, denn: Das Land spielt in der EU und der Nato eine wichtige Rolle.
Nebst seiner Politik geben aber auch die Vergangenheit und die Verstrickungen von Karol Nawrocki zu reden.
Der neue Präsident, der aus einem Danziger Arbeiterviertel stammt, soll Verbindungen ins Rotlicht- und Hooligan-Milieu haben.
Hooligan-Kämpfe und Prostitutions-Vermittlung
So soll der einstige Amateurboxer 2009 an einer Schlägerei zwischen Hooligans von Lechia Gdansk und Lech Poznań beteiligt gewesen sein.
Unter den Beteiligten waren dabei laut «Polskie Radio» auch ein wegen eines Tötungsdelikts angeklagter Mann. Darauf angesprochen bestritt Nawrocki seine Beteiligung am Kampf der Hooligan-Gruppe nicht.
Während seines Studiums arbeitete Nawrocki als Türsteher im Luxushotel «Grand Hotel» in Sopot.
Dabei soll er, so Medienberichte, Hotelgästen Anfang der 2000er-Jahre Prostituierte «zugeführt» haben.
So warnte vor der Präsidentschaftswahl Premierminister Donald Tusk davor, dass in Polen auch «einfache Gangster» an die Macht kommen könnten.