Polizist bei massiven Silvester-Ausschreitungen in Leipzig schwer verletzt
Bei Ausschreitungen im linksalternativ geprägten Leipziger Stadtviertel Connewitz ist in der Silvesternacht ein Polizist so schwer verletzt worden, dass er das Bewusstsein verlor und sich einer Notoperation unterziehen musste.

Das Wichtigste in Kürze
- Ermittlungen wegen versuchten Mordes - Politiker äussern sich schockiert.
Wegen des Angriffs auf den 38-jährigen Beamten werde mittlerweile wegen versuchten Mordes ermittelt, teilte das sächsische Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch mit. Politiker äusserten sich schockiert über das Ausmass der Gewalt.
Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach von «bewussten und gezielten Angriffen auf Menschenleben». Die Leipziger Polizei berichtete von gezielten Attacken auf ihre Beamten: Sie seien massiv mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern beschossen worden. Eine «Gruppe von Gewalttätern» habe dabei versucht, einen brennenden Einkaufswagen mitten in eine Einheit von Bereitschaftspolizisten zu schieben.
Eine auf Linksextremismus spezialisierte Sonderkommission nahm die Ermittlungen auf, teilte die Leipziger Polizei mit. Bis zum Nachmittag seien sieben Männer und zwei Frauen festgenommen worden. Ihnen würden gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte und schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Drei weitere Festgenommene seien wieder frei gelassen worden.
Später sagte ein Sprecher des sächsischen Landeskriminalamtes in Dresden, nachdem die Ermittlungen zu dem schwer verletzten Polizisten zunächst wegen versuchten Totschlags geführt worden seien, gehe die Staatsanwaltschaft mittlerweile von versuchtem Mord aus. Erste Ermittlungsergebnisse und die Schwere der Verletzungen des Beamten hätten zu der neuen Bewertung des Vergehens geführt. Der verletzte Beamte werde weiter im Krankenhaus behandelt, sagte der LKA-Sprecher.
Vertreter von Polizei, Stadt- und Landespolitik zeigten sich besorgt über die massive Gewalt: Leipzigs Polizeipräsident Torsten Schultze sprach von «offensichtlich organisierten Angriffen», bei denen die Täter «schwerste Verletzungen von Menschen verursachen beziehungsweise in Kauf nehmen». Schultze betonte: «Polizeibeamte sind Menschen.»
Innenminister Wöller kündigte an, die Taten «mit aller Härte des Rechtsstaates» zu verfolgen. Er kritisierte das «menschenverachtende Vorgehen» der Krawallmacher. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) wertete die Ereignisse als «heftigen kriminellen Gewaltausbruch», den er «aus tiefstem Herzen» verurteile. Die Sonderkommission müsse «diese brutalen Gewalttäter schnell fassen».
Laut Polizei hatten sich am Silvesterabend rund tausend Menschen am Connewitzer Kreuz im Leipziger Süden versammelt. Kurz nach Mitternacht sei die Stimmung in Gewalt umgeschlagen: Aus einer Gruppe seien die Beamten massiv angegriffen worden. Neben dem Schwerverletzten hätten drei weitere Polizisten leichte Verletzungen erlitten, hiess es in der Erklärung.
Die Beamten hätten das Gebiet wegen der Ausschreitungen absperren müssen, es sei nicht mehr befahrbar gewesen. Nach 02.00 Uhr habe sich die Lage wieder entspannt.
Das Leipziger Viertel Connewitz ist eine Hochburg der linksalternativen Szene. Dort gibt es immer wieder Zusammenstösse von Autonomen mit der Polizei.