Polizist (†29) wird nach Mannheim-Attacke kritisiert
Aus diversen Ecken kommt nach der Messer-Attacke in Mannheim (D) Kritik gegen die Polizei – auch für den getöteten Beamten. Das sorgt für Empörung.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Journalistin kritisiert den tödlichen Polizeieinsatz in Mannheim von letzter Woche.
- Sie findet, dass die Polizisten falsch auf den Einsatz vorbereitet gewesen seien.
- Auch im Netz hagelt es Kritik und Häme von rechts. Das sorgt für Empörung.
Die Journalistin Anna Lehmann bezeichnet den Polizeieinsatz beim Messerangriff in Mannheim (D) als «dilettantisch». «So wirkte er auf mich», sagt sie in der ZDF-Talkshow von Moderator Markus Lanz.
In der Sendung vom Dienstagabend geht es um das, was sich letzten Freitag auf dem Marktplatz in Mannheim abspielte: Am späten Vormittag läuft eine Demonstration der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa.

Während der Kundgebung sticht ein Mann mit einem Messer auf Demonstrationsteilnehmer, sowie auf Polizisten ein. Mehrere Personen werden teils schwer verletzt – unter ihnen ist der 29-jährige Polizist Rouven L.
Am Sonntag erliegt der Beamte seinen schweren Verletzungen. Sein Tod löst weit über das Berufsumfeld der Polizei und die deutschen Landesgrenzen Bestürzung aus.
«Der Rouven hat alles richtig gemacht»
Anna Lehmann kritisiert in der Sendung, dass der Polizeieinsatz falsch geplant gewesen sei. «Wie kann es sein, dass eine Gruppe von Islamkritikern überhaupt in einer migrantisch geprägten Stadt ihre Parolen verbreitet? Und dabei nicht richtig geschützt wird.»
Sie verneint nicht, dass die Polizei zwar präsent war und ein Beamter sogar sein Leben opfern musste, sagt aber: «Die Polizisten hätten anders auf den Einsatz vorbereitet werden können.» Von CDU-Politiker Thorsten Frei erfährt Lehmann für ihre Aussage heftige Kritik. Er wirft ihr eine «Täter-Opfer-Umkehr» vor.
Auch die Kollegen des Opfers stellen sich auf die Seite von Rouven L. und seinen Kollegen. «Der Rouven hat keine Fehler gemacht», betont zum Beispiel eine Polizistin gegenüber der «Zeit». Sie kannte ihn persönlich.
«Er hat alles richtig gemacht und ist dazwischengegangen.» Lehmann ist nicht die erste, die die Polizei kritisiert – L. geriet direkt nach der Tat persönlich in den Fokus, gerade in rechten Kreisen.
Der Vorwurf: Er habe sich auf den Falschen, nämlich auf einen Ordner, fokussiert. Im Video ist nämlich zu sehen, wie er über ihm kniet. Noch währenddessen stürzt sich der Attentäter auf ihn und sticht ihm in den Hals. Das Bild passt rechts ins Narrativ – ein Polizist fixiert den Falschen, während der wahre Attentäter weiter zuschlägt.
Dass diese Szenen für Häme und Kritik sorgten, macht die Polizistin wütend: «Die User auf Facebook, Instagram, wie se alle heissen, sitzen auf der Couch und gucken vielleicht acht Sekunden. Eins, zwei, drei, vier … und jetzt glauben die, dass sie die Situation einschätzen können?»
Polizist (†29) hielt Ordner für Angreifer
Auch Fachleute hatten L. in Schutz genommen. Gegenüber «Stern» erklärte Waffenexperte Lars Winkelsdorf, diese Deutung – also dass der Polizist auf den Falschen fokussierte – sei falsch.
Denn die Situation sei unübersichtlich gewesen. Der Mann, auf dem L. im Video kniet, war in eine Prügelei verwickelt. Für den Polizisten sah es in dem Moment aus, als wäre er ein Angreifer.

Polizist Rouven L. hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen zu retten, berichtet «Focus». Genau das tat er bis und mit zu seinem letzten Einsatz, als er versuchte, den Messerstecher aufzuhalten.
Und er tut es auch nach seinem Tod noch: Der 29-Jährige ist laut der «Bild» nämlich Organspender. Gut möglich also, dass er noch weitere Leben retten wird.