Am Montag wurde der britische Oppositionschef Keir Starmer vor dem Parlament vor einem wütenden Mob bedrängt. Er musste von der Polizei gerettet werden.
ARCHIV - Keir Starmer, Oppositionschef von der britischen Labour Partei fordert den Rücktritt von Premierminister Boris Johnson. Foto: Jacob King/PA Wire/dpa
ARCHIV - Keir Starmer, Oppositionschef von der britischen Labour Partei fordert den Rücktritt von Premierminister Boris Johnson. Foto: Jacob King/PA Wire/dpa - sda - Keystone/PA Wire/Jacob King
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der britische Oppositionsführer Keir Starmer wurde in London von einem Mob bedrängt.
  • Die Polizei musste ihn in Sicherheit bringen.
  • Die Demonstranten waren teilweise von Aussagen von Boris Johnson aufgestachelt worden.

Weil er von einem wütenden Mob bedrängt wurde, hat die Polizei den britischen Oppositionsführer Keir Starmer in Sicherheit bringen müssen. Auf Twitter-Videos vom Montag ist zu sehen, wie Starmer von Demonstranten in der Nähe des Parlaments in London angegangen wird. Zu hören sind unter anderem Rufe wie «Verräter». Polizisten bugsieren den Labour-Politiker schliesslich in einen Streifenwagen, der mit Blaulicht davonfährt. Wie Scotland Yard mitteilte, wurden zwei Menschen festgenommen, nachdem sie einen Warnkegel auf Beamte geschleudert hatten.

Pikant ist an dem Vorfall vor allem, dass Starmer von den Demonstranten mit Anschuldigungen konfrontiert wurde, er habe als Chef der Staatsanwaltschaft die Strafverfolgung des inzwischen gestorbenen pädophilen BBC-Moderators Jimmy Savile versäumt. Die Falschbehauptung hatte Premierminister Boris Johnson in der vergangenen Woche im Parlament aufgebracht. Er wurde dafür auch aus den eigenen Reihen heftig kritisiert. Seine Chefstrategin Munira Mirza nahm das sogar zum Anlass für ihren Rücktritt.

Johnson verurteilt Vorfall aufs Schärfste

Johnson bezeichnete den Vorfall als «absolut schändlich». «Alle Formen der Belästigung von gewählten Volksvertretern sind komplett inakzeptabel», schrieb Johnson auf Twitter.

Labour-Politiker David Lammy, der bei dem Vorfall am Montag dabei war, machte Johnson jedoch indirekt verantwortlich. «Kein Wunder, dass die Verschwörungstheoretiker, die Keir Starmer und mich belästigt haben, die Verunglimpfungen wiederholten, die wir vergangene Woche von Boris Johnson am Rednerpult gehört haben», schrieb Lammy.

Julian Smith von Johnsons Konservativer Partei stellte ebenfalls einen Zusammenhang zwischen dessen Falschbehauptung und dem Vorfall am Montagabend her. «Es ist wirklich wichtig für unsere Demokratie und seine [Starmers] Sicherheit, dass die falschen Savile-Verunglimpfungen gegen ihn vollständig zurückgenommen werden», schrieb Smith auf Twitter.

Unklar, ob Demonstranten Teil einer homogenen Gruppe waren

Ob es sich bei den Demonstranten um eine homogene Gruppe handelte ist unklar. Auf den Videos zu sehen war eine England-Fahne, die eher von rechtsgerichteten Gruppen verwendet wird. Mehrmals wird Starmer jedoch auch wegen der Inhaftierung des Wikileaks-Chefs Julian Assange verbal angegangen. Die britische Nachrichtenagentur PA meldete, auf einem der Videos sei Pierce Corbyn zu sehen gewesen. Der Bruder des ehemaligen Labour-Chefs und Altlinken Jeremy Corbyn ist als radikaler Impfgegner bekannt.

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