Homeoffice, Homeschooling oder Kurzarbeit: Viele Familien verbringen wegen der Pandemie weit mehr Zeit miteinander als vorher. Väter erkennen laut einer Umfrage, wie stressig die Kinderbetreuung ist, Mütter wünschen sich mehr Unterstützung im Haushalt.
Die Corona-Krise hat einer Studie zufolge bei Vätern zu einer Verschiebung der Stressfaktoren geführt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Die Corona-Krise hat einer Studie zufolge bei Vätern zu einer Verschiebung der Stressfaktoren geführt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor der Corona-Krise war der Job für Väter der grösste Stressfaktor, in der Pandemie sind es die Kinder.

Das geht aus zwei Forsa-Umfragen im Auftrag der in Hannover ansässigen Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) hervor.

42 Prozent der im April und Mai befragten Männer mit Kindern unter 18 Jahren gaben an, wegen der Erziehung und Betreuung des Nachwuchses unter Druck zu stehen. 36 Prozent bezeichneten ihre Ausbildung beziehungsweise ihren Beruf als aktuell besonders stressig. Im November 2019 hatte noch fast die Hälfte aller Väter angegeben, hohen Belastungen im Job ausgesetzt zu sein. Nur ein Drittel der Männer fühlte sich damals wegen der Kinder gestresst.

Bei den Müttern hat sich die Gewichtung der Stressfaktoren dagegen seit Beginn der Pandemie kaum verändert: Schon 2019 fühlte sich etwa die Hälfte durch die Erziehung und Betreuung gestresst, etwa ein Drittel wegen des Jobs. Insgesamt sehen sich Mütter in der Krise allerdings deutlich stärker belastet als Väter. Knapp jede zweite Frau (44 Prozent) steht derzeit nach eigenen Angaben sehr häufig bis häufig unter Stress, bei den Männern nur jeder Dritte (32 Prozent).

Zur Reduzierung von Stress in der Corona-Krise wünscht sich die Hälfte der befragten Eltern zusätzliche finanzielle Unterstützung. Für ein Drittel wären flexiblere Arbeitsbedingungen und mehr Anerkennung vom Arbeitgeber hilfreich. Während gut die Hälfte der Frauen sich mehr Hilfe im Haushalt wünschen, ist dieser Punkt nur für knapp ein Viertel der Männer wichtig. 37 Prozent der Frauen sehnen sich nach mehr Unterstützung bei der Kindererziehung, aber nur 22 Prozent der Männer.

Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen legen eine besondere Belastung von Müttern während der Pandemie nahe. Die Mannheimer Corona-Studie zum Beispiel erfasst, wie stark die Bürger von Gefühlen der Angespanntheit, Nervosität und Beunruhigung betroffen sind. «Während in allen Familienformen diese Gefühle zurückgehen, sind Alleinerziehende seit Anfang April die einzige Gruppe, bei der Angespanntheit und Nervosität wieder zunehmen und nun im Vergleich zu den anderen Familienformen am höchsten liegen», sagte die Soziologin Katja Möhring, eine Autorin der Studie, der dpa. Alleinerziehend sind überwiegend Frauen.

Zudem hätten Mütter im Homeoffice ihre Arbeitszeit wesentlich stärker eingeschränkt als Väter, auch wenn sie zuvor in Vollzeit tätig waren. «Mütter tragen folglich die Hauptlast in der derzeitigen Situation», ist Möhring überzeugt. Auch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass vor allem Frauen die zusätzlich anfallende Kinderbetreuung wegen der Corona-bedingten Schliessung von Schulen und Kitas übernehmen.

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